Wie zu Hause: Die neuen Entdeckungen befinden sich alle in Systemen mit mehreren Planeten.

Foto: NASA

Grafik: Größen der bekannten Exoplaneten im Überblick.

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Moffet Field – Als Wissenschafter der NASA am Mittwoch Abend die neuen Entdeckungen ihres Weltraumteleskops Kepler bekannt machten, brachen sie alle bisherigen Rekorde. Mit einem Zuwachs von 715 neuen Planeten, die um 305 verschiedene Sterne kreisen, stieg die Anzahl der bekannten Exoplaneten, also Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, schlagartig auf knapp 1.800 an. Das ist die größte Zahl an neuen Planeten, die je auf einmal verkündet wurde. Die Forscher verwendeten eine neue Methode zur Verifizierung der Planeten, die das Verfahren drastisch beschleunigen konnte.

Nach seinem Start im Jahr 2009 beobachtete Kepler etwa vier Jahre lang kontinuierlich knapp 160.000 Sterne. In den hochpräzisen Helligkeitsmessungen verrät sich ein Planet durch die minimale Verdunkelung des Sternenlichts, die er verursacht, wenn er vor dem Stern vorüberzieht. Mit dieser sogenannten Transitmethode können daher nur Planeten gefunden werden, deren Bahnen in unserer Sichtlinie liegen.

Von Kandidaten und Planeten

Die Krux bei der Entdeckung neuer Exoplaneten liegt aber nicht nur im Auffinden dieser Transits, sondern vor allem in der Verifizierung der Planeten. Denn nicht jede gemessene Verdunkelung des Sterns ist zwangsläufig durch einen Planeten verursacht. Andere Phänomene, wie zum Beispiel Doppelsterne, können Helligkeitsänderungen hervorrufen, die einem Planetentransit zum Verwechseln ähnlich sehen. Um solche Fehlerquellen auszuschließen, waren bisher aufwendige Untersuchungen jedes einzelnen Kandidaten nötig.

Nun haben die Forscher aber eine Art "Abkürzung" gefunden, um aus 3600 Kandidaten schneller die echten Planeten zu identifizieren. Dafür untersuchten sie ausschließlich Sterne mit bereits bekannten Planeten. Würde nämlich ein System aus mehreren Sternen ein Mehrfach-Planetensystem vortäuschen, könnte es dabei nicht lange stabil bleiben und daher auch nicht beobachtet werden. Daher war es möglich, diese Fehlerquelle bei solchen Systemen auszuschließen.

Vorwiegend kleine Planeten

Eine Besonderheit der neuen Entdeckungen ist auch die geringe Größe der Planeten. Laut Jack Lissauer, einem der Teamleiter der NASA, sind 94 Prozent der neuen Funde kleiner als Neptun. Zuvor waren hauptsächlich große Planeten etwa mit der Masse des Jupiter gefunden worden, da diese leichter detektierbar sind.

Die Anzahl der neptungroßen Planeten hat sich durch die neuen Entdeckungen in etwa verdreifacht. Der Zuwachs bei den bekannten Planeten mit Erdgröße beträgt 400 Prozent, der bei den etwas größeren Planeten, die oft auch als "Supererden" bezeichnet werden, sogar 600 Prozent.

K2: Keplers zweites Leben

Seit im Mai letzten Jahres ein Element in Keplers Teleskopsteuerung versagte, ist die ursprüngliche Mission zwar beendet, die Analyse der Daten ist es allerdings noch lange nicht. Die nun verkündeten Funde beruhen nur auf den Daten der ersten zwei Jahre; es wird also noch mit zahlreichen weiteren Entdeckungen gerechnet.

Auch ist das Teleskop trotz seines Defekts keineswegs in den Ruhestand geschickt worden. Nach monatelangen Überlegungen fanden die Wissenschafter eine Möglichkeit, auch ohne das fehlende Element in der Steuerung weiterhin Daten sammeln zu können. Dabei musste die Ausrichtung des Satelliten verändert werden. Statt wie bisher in Richtung des Sternbilds Schwan zeigt das Weltraumteleskop nun in die Ebene der Erdbahn und wird dort in seiner zweiten, "K2" genannten, Mission unterschiedliche Regionen des Himmels nach Planeten absuchen. (guge, derStandard.at, 27.2.2014)