Ein Smartphone individuell zusammenstellen: Googles Project Ara soll schon bald Realität werden.

 

Foto: Google ATAP

Als Google den Verkauf von Motorola Mobility an Lenovo ausverhandelte, stellte man sicher, dass eine ganz spezielle Abteilung im eigenen Unternehmen verbleibt: Die "Advanced Technology and Projects"-(ATAP)-Gruppe. Unter der Leitung der der ehemaligen DARPA-Chefin Regina Dugan arbeitet diese an einer Reihe von experimentellen Technologien. Erst vor wenigen Tagen hatte man etwa das "Project Tango" präsentiert, ein Smartphone, das die Umgebung räumlich erfassen kann - ähnlich wie Microsofts Kinect.

Modulares Smartphone

Noch unter der Ägide von Motorola gab es bereits vor einigen Monaten erste Informationen zu einem anderen ambitionierten Unterfangen der ATAP-Abteilung: Dem "Project Ara". Dahinter steckt die Idee eines modularen Smartphones, bei dem sich die NutzerInnen ihr Traumgerät aus Einzelkomponenten selbst zusammenbauen können.

Kein Experiment

Gegenüber dem Time Magazine offenbart Projektleiter Paul Eremenko nun weitere Details, und unterstreicht dabei vor allem, dass es sich hierbei nicht bloß um ein Experiment handelt. So soll es erste voll funktionstüchtige Prototypen bereits in wenigen Wochen geben, der Verkaufsstart soll dann Anfang 2015 beginnen.

Offen

Die Idee hinter "Project Ara" umreißt Eremenko mit dem Versuch die Offenheit von Android auf auf die Hardwareebene umzulegen. Aus einer offenen Hardwareplattform würden sich eine Reihe von Vorteilen ergeben: Für die Nutzer heißt dies beispielsweise, dass sie nachträglich die Kamera tauschen können, ohne gleich ein neues Gerät erwerben zu müssen.

Hersteller

Kommerzielle Chancen sieht der Projektleiter gerade für kleine Unternehmen, für die die Entwicklung eines vollständigen Smartphones schlicht zu teuer wäre. Potentiell könnten mit solch einem Ansatz zehntausende Hardwareanbieter entstehen statt den wenigen großen Unternehmen, die es jetzt gibt, zeigt sich Eremenko überzeugt.

Das Grundgerüst, das dann die Einzelkomponenten aufnehmen soll, soll in drei verschiedenen Größen angeboten werden. Einzig die WLAN-Unterstützung sowie ein Notfallsakku sollen fixe Bestandteile darstellen, alles andere - inklusive Telefonie - ist optional. Ein solcher Rahmen soll mit rund 50 US-Dollar zu Buche schlagen.

Druck

Die Anzahl der nutzbaren Module variiert je nach Größe des Skeletts, bei der mittleren Variante sollen es etwa maximal zehn sein. Ein wichtiger Partner von Google ist 3D Systems, das neue High-Speed-3D-Drucker anbieten will, mit denen sich der Rahmen für Ara-Module in hohen Stückzahlen produzieren lassen sollen. Natürlich werden sich aber auch andere 3D-Drucker für diese Aufgabe nutzen lassen.

Umfang

Als größte Herausforderung für das eigenen Projekt bezeichnet Eremenko, sowohl Kosten als auch Umfang eines solchen Geräts möglichst gering zu halten. Immerhin handelt es sich bei Smartphones üblicherweise um hochintegrierte Geräte. Ganz lässt sich diese Problematik natürlich nicht umschiffen. So soll ein ein Project-Ara-Smartphone mit 9,7 mm doch merklich dicker sein als andere aktuelle Geräte.

Konferenz

Das Interesse von Drittherstellern will Google mit einer eigenen Entwicklerkonferenz ankurbeln, die das Unternehmen am Mittwoch ankündigte. Diese soll vom 15. - 16. April im Computer History Museum im kalifornischen Mountain View stattfinden.

MDK

Kern der Veranstaltung soll das Ara Module Developer's Kit (MDK) bilden, das Google Anfang April in einer ersten Alpha-Version zum Download stellen will. Zudem soll es weitere Informationen zur Zukunft des Projekts geben und ein Wettbewerb für Modul-Entwickler starten. Wer es nicht nach Kalifornien schafft, soll die gesamte Veranstaltung auch von zuhause per Live-Stream verfolgen können. (apo, derStandard.at, 27.2.2014)