Wien - Eine "Kündigungswelle" befürchtet der technische Betriebsrat des Volkstheaters Wien. In einer Aussendung ist von einer Umstrukturierung der Dekorationswerkstätten in eine GmbH sowie der Auflösung der Kostümwerkstätten die Rede. Geschäftsführer Cay Stefan Urbanek ist die "brisante Situation für den Betriebsrat" im APA-Gespräch bewusst, er müsse aber "der wirtschaftlichen Realität ins Auge schauen".

Der Schritt an die Öffentlichkeit vonseiten des Technischen Betriebsrats folgt auf die Ankündigung durch den kaufmännischen Direktor Urbanek und den künstlerischen Direktor Michael Schottenberg gegenüber den Mitarbeitern der Dekorationswerkstätten, dass ihre Abteilung rückwirkend in eine GmbH umgewandelt werden soll.

Als Gründe seien die daraus folgende Beschäftigung unter günstigeren Bedingungen sowie die Orientierung am freien Markt und die damit mögliche Übernahme von Aufträgen für andere Bühnen genannt worden, wie Betriebsratsvorsitzender Robert Leithner gegenüber der APA angibt. Er befürchtet eine "Flucht aus dem Kollektivvertrag in schlechtere Arbeitsverhältnisse" und ein "vorprogrammiertes" Scheitern am freien Markt.

"Wesentliche strukturelle Maßnahmen"

Laut Direktion befinde man sich in einer "heiklen Kommunikationsphase" mit dem Betriebsrat, in der "wesentliche strukturelle Maßnahmen beraten" werden, so Urbanek zur APA. Eine mögliche neue Organisation der Dekorationswerkstätten sowie die Schließung der Schneiderei seien "ein wichtiger Schritt, um die wirtschaftliche und künstlerische Zukunft des Hauses positiv zu beurteilen und den Bewegungsspielraum, den wir brauchen, um gutes Theater zu machen, zu erhalten". Das falle nie leicht, so Urbanek. "Aber ich kann mich nicht vor den absehbaren Budgetproblemen verschließen, ich muss zeitgerecht handeln, um nicht in eine Zwangslage zu kommen, das wäre noch schlimmer."

Dass die Arbeitsplätze der Dekorationswerkstätten mit der Umstrukturierung erhalten bleiben und die verfügbaren Ressourcen so "optimal ausgenutzt" und Steuermittel "maximal effizient eingesetzt" werden, erscheine dem kaufmännischen Direktor "nur redlich". Ein konkretes Einsparungspotenzial könne man noch nicht nennen; auch der Aufsichtsrat sei damit noch nicht befasst worden. Bereits abgestimmt wurden die Maßnahmen hingegen "selbstverständlich mit der designierten künstlerischen Leiterin", so Urbanek.

Anna Badora, die ab 2015 von Schottenberg übernimmt, hatte bereits Ende 2013 entsprechende Umstrukturierungen angekündigt. Sie meinte, die "erhoffte Freisetzung von Ressourcen" würde dem "kargen Budget für die Künstlerinnen und Künstler zugutekommen können". "Zu Lasten der kleinen DienstnehmerInnen", fürchtet nun Leithner, der die bevorstehenden Änderungen "als Maßnahme Schottenbergs für die neue Intendantin" interpretiert. (APA, 26.2.2014)