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Laut WHO liegt der optimale Blutdruck bei 120/80mmHg.

Foto: APA/Barbara Gindl

Schladming - "Medikationsmanagement" ist das Hauptthema der diesjährigen Wissenschaftlichen Fortbildungswoche der Österreichischen Apothekerkammer (bis 28. Februar) in Schladming in der Steiermark. Ein klassisches Beispiel dafür könnte die Hypertonietherapie sein. Mit einer Ausschöpfung vorhandener Möglichkeiten wäre dabei mehr zu erreichen als mit neuen Medikamenten, hieß es am Dienstag bei dem Kongress.

"Die letzten neuen Medikamente zur Behandlung des Bluthochdrucks kamen in den 1990er-Jahren. In den vergangenen 20 Jahren ist kein einziges neues Wirkprinzip hinzugekommen", sagt der Wiener Spezialist Dieter Magometschnigg.

Trotzdem ist die Hypertonie als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfälle und Herzinfarkte gut und effektiv therapierbar. Problematisch ist nur: Zur Diagnose Bluthochdruck kommt es oft gar nicht oder aber die therapeutischen Möglichkeiten werden nicht ausgeschöpft. 

Schlechte Compliance

Von zwei Millionen Hypertonikern in Österreich stehen nur etwa ein Drittel in Behandlung. "Davon erreichen 30 bis 40 Prozent einen normalen Blutdruck," sagt Magometschnigg. Eine gute Compliance der Patienten ist dafür die Voraussetzung. Um diese ist es aber leider häufig schlecht bestellt. Viele Patienten nehmen angeordnete Medikamente nicht oder aber unregelmäßig ein.

Auch die Blutdrucknormwerte sorgen immer wieder für Diskussionen. In Österreich ist von einer Hypertonie die Rede, wenn sieben von 30 Selbstmessungen Werte über 135/85 mmHg ergeben. Entscheidend für eine Risikoreduzierung ist die dauerhafte Senkung des Bluthochdrucks. "Wir wissen, dass nach einem halben Jahr die Hälfte der Patienten die Medikamente absetzen," so Magometschnigg.

Bessere Therapiekonzepte

Medikationsmanagement als intensive und wiederholte Beratung der Patienten könnte hier Verbesserungen bringen, mehr als es durch irgendwelche neuen Arzneimittel der Fall wäre. Schulung und Begleitung der Betroffenen würde entscheidend zu besseren Erfolgen beitragen. "Wir sind oft über diese Disziplinlosigkeit der Patienten erschüttert. Aber wenn von einem Patienten ein Therapiekonzept nicht umgesetzt werden kann, dann ist das Therapiekonzept schlecht," sagt Magometschnigg.

Der Experte setzt auf eine engere Beziehung zwischen Arzt und Hypertonie-Patienten. Das ermöglicht beispielsweise die tägliche Übermittlung selbst gemessener Blutdruckwerte via SMS an eine Datenbank. Grafisch aufbereitet lässt sich vom Arzt mit einem Blick erkennen, ob die Therapie ausreichend und wirkungsvoll ist. (red/APA, derStandard.at, 26.2.2014)