Wolfram Sacherer, WBG Ennstal.

Foto: Robert Newald

Andrea Graf, Organisationsberaterin.

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Es sind meist Alltagsphänomene, die Hausbewohner gegeneinander aufbringen, erzählte Wolfram Sacherer, Chef der Wohnbaugruppe Ennstal, die in der Steiermark 40.000 Wohnungen unter ihrer Verwaltung hat. "Es sind meist lärmende Nachbarn, ein bellender Hund, übervolle Mülltonen."

Jahrelang hätten sich Mitarbeiter der Hausverwaltung nebenbei um solche Konflikte gekümmert, doch in den vergangenen Jahren hat die Ennstal ein eigenes Team dafür gebildet - zunächst eine Mediatorin, inzwischen sogar zwei. 160 Fälle hätten sie seit 2011 bewältigt, und meistens sei es um Lärm gegangen, sagte Sacherer. "Dieser Dienst wird sehr stark in Anspruch genommen, aber es gibt manche Konflikte, aus denen wir uns raushalten. Einmal stritten zwei Nachbarinnen um denselben Mann." Ebenso wenig würde man sich bei gerichtsanhängigen Konflikten sowie bei Streit in der Familie oder körperliche Gewalt einmischen.

Den Weg, den die Ennstal eingeschlagen hat, würde sich Organisationsberaterin Andrea Graf bei vielen Wohnbaugenossenschaften wünschen. Denn viele seien von solchen Situationen überfordert. "Es beginnt schon bei der Funktionsbezeichnung Hausverwaltung", sagte sie. "Soziale Systeme kann man nicht nur verwalten. Man braucht ein soziales Management der Bewohner."

Störung oder Bedrohung

Hausverwaltungen fühlten sich für Konflikte oft nicht zuständig und würden diese nur als Störung oder Bedrohung wahrnehmen, klagte sie. Man müsse daher "bewusst in die Soft Skills der Mitarbeiter investieren", sagte Graf. Und Unternehmen müssten intern ihre Erfahrungen offener austauschen.

Ein Problem bleibt dabei ungelöst: Mediation ist im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) nicht vorgesehen und lässt sich daher in den Betriebskosten nicht unterbringen. (ef, DER STANDARD, 26.2.2014)