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Er gehe ohne Irritationen, sagt Budgetplaner Steger.

APA/HELMUT FOHRINGER

Wien - Jeden Cent dreimal umdrehen: Das hat Gerhard Steger sein Berufsleben lang gemacht. Insofern wechselt der 56-Jährige nur die Seiten, nicht aber das Metier, wenn er das Finanzministerium nun in Richtung Rechnungshof verlässt, wo er womöglich in zwei Jahren den bisherigen Chef Josef Moser beerben könnte.

Das ÖVP-regierte Schlüsselressort verliert nicht bloß einen Beamten. In 16 Jahren an der Spitze der Budgetsektion hatte Steger ein starkes Eigenleben entwickelt - nicht immer zum Behagen der Politik. Genossen zürnten, als sich der erklärte Sozialdemokrat unter Karl-Heinz Grasser fürs Nulldefizit einsetzte. Doch auch beim FP-VP-Minister eckte Steger an, als er eine interne Mail an den Banken-U-Ausschuss schickte - mit einem Disziplinarverfahren als Folge.

Eine kurzfristige Entmachtung war nach Grassers Abgang bald revidiert, dennoch schien Steger Spielraum zu verlieren. Als Indiz für Unmut werteten Insider, dass der bullige Hobbymusiker im Vorjahr just während des Wahlkampfes drei Monate lang Urlaub abbaute. Ins Kreuzfeuer geriet er dann bei den Koalitionsverhandlungen: Das Budgetloch von bis zu 40 Milliarden Euro, das VP-Verhandler als Druckmittel gegen die SPÖ einsetzen wollten, entsprang Stegers Rechnung. Nicht nur Sozialdemokraten argwöhnten, dass der Sparmeister die pessimistischsten Horrorzahlen verwendet habe. Es liegt nahe, dass Wirtschaftskämmerer Christoph Leitl nicht zuletzt auf Steger anspielte, als er Finanzminister Michael Spindelegger in Gefangenschaft der eigenen Beamten wähnte.

Dass manche Politiker nicht glücklich sind, wenn ein Beamter die Realität auf den Tisch lege, "würde mich weder überraschen noch beeindrucken", sagt Steger zum Standard. Weder Budgetquerelen noch kolportierter Frust über Spindeleggers Amtsführung hätten für den Wechsel in die Finanzsektion des Rechnungshofes eine Rolle gespielt: "Es gibt keinerlei Irritationen mit dem Finanzminister und seiner Crew." Vielmehr, sagt Steger, habe er nach seiner international beachteten Haushaltsrechtsreform eines gesucht: "eine neue Challenge". (Gerald John, DER STANDARD, 26.2.2014)