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Thilo Sarrazin hat wieder ein Buch geschrieben und kritisiert diesmal jene, die nicht seiner Meinung sind.

Foto: EPA / Maurizio Gambarini

Es war ein Megaseller. 1,5 Millionen Mal ging Thilo Sarrazins Werk "Deutschland schafft sich ab" seit 2010 über den Ladentisch. Darin hatte er das Land in Gefahr gesehen, weil immer weniger Deutsche Kinder bekommen wollten, sondern mehr integrationsunwillige Muslime. Seither gilt Sarrazin, der einmal Berliner Finanzsenator war, in der SPD als Persona non grata. Seinen Vorstandsjob in der Bundesbank hat er auch verloren. Doch das Buch wurde monatelang diskutiert, Sarrazin selbst war in allen Talkshows.

Zufrieden ist er dennoch nicht. Es wurmt ihn, dass er für seine Thesen von Politikern (außer jenen der NPD) und Medien so kritisiert wurde. Es muss eine große Kränkung für den heute 69-Jährigen gewesen sein, denn jetzt legt er ein neues Buch vor: "Der neue Tugendterror in Deutschland. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland" (Deutsche Verlags-Anstalt).

Gemeinheit und Missverständnis

Ausführlich beschreibt Sarrazin darin, wie gemein er behandelt und sein Abschaffungs-Buch missverstanden worden sei. Und warum? Weil "eine herrschsüchtige, ideologisierte Medienklasse" mit einer "opportunistischen und geistig recht wenig profilierten Politikerklasse" ein linkes Meinungskartell bilde.

Und bei diesem kämen seine Thesen eben nicht an: "Beleidigt hatte ich das Weltbild der Verharmloser und Schönfärber im harmoniefreudigen Müsli-Milieu. Das löste offensichtlich den Hass aus", schreibt er.

Nach einem längeren Ausflug in die Historie des "Tugendwahns" (Schweigespirale, heilige Inquisition) kommt Sarrazin dann zu seinen "14 Axiomen des Tugendwahns der Gegenwart". Dort listet er unter dem Motto "es wird ja wohl mal gesagt werden dürfen" seine zum Teil bekannten Thesen auf, denen man den Wunsch nach Provokation deutlich anmerkt.

Gleichheit und Faustkeil

Seiner Meinung nach irrt nämlich, wer erklärt: "Ungleichheit ist schlecht. Gleichheit ist gut." Schließlich sei schon früher der "Jäger mit Faustkeil" jenem "ohne Faustkeil überlegen" gewesen.

Falsch sei es auch, wenn die linke Meinungspolizei behaupte: "Der Islam ist eine Kultur des Friedens." Hier zitiert Sarrazin eine Studie des Innenministeriums, wonach 25 Prozent junger Muslime in Deutschland "radikal oder islamistisch" eingestellt seien.

Und mit den Frauen ist das auch so eine Sache. Sarrazin beklagt sich, dass gern gepredigt werde, Frauen und Männer seien eigentlich gleich (abgesehen von den Geschlechtsmerkmalen). Stimmt gar nicht. Denn: "In den weitaus meisten Kulturen ist die Kinderpflege Sache der Frauen." Unter den Männern gebe es im Vergleich zu den Frauen auch "mehr extreme Hochbegabungen", sagt Sarrazin. Doch selbst er muss dann einräumen, dass darunter auch "mehr sehr Intelligenzschwache" sind. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 26.2.2014)