Wien - Dem Burgtheater-Aufsichtsrat wird am Donnerstag, 27. Februar, der Endbericht der forensischen Untersuchung der KPMG-Prüfer vorgelegt. Bei dieser Gelegenheit dürfte nicht nur über das weitere Vorgehen sondern auch über allfällige Strafanzeigen gesprochen werden. Eine Rechnungshof-Prüfung ist seit der gestrigen Stellungnahme von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) in der Parlamentsdebatte fix.

Gegenüber der Tageszeitung "Österreich" versicherte der Minister am Dienstag Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann und Bundestheater-Holdingchef Georg Springer erneut sein Vertrauen. "Wir wollen mit allen gemeinsam eine Lösung für die Zukunft finden. In der jetzigen Situation kann ich die Lösung nur gemeinsam mit Hartmann und Springer finden", so der Kulturminister im Interview. Es werde Anfang März einen gemeinsamen Termin mit dem Ensemble und den beiden Genannten geben: "Ich sehe es durchaus als eine gewisse Mediationsaufgabe, die mir zugewachsen ist." Konkrete Einsparungsvorschläge der Holding werde er unterstützen: "Wenn wir das Kasino nicht mehr halten können, werde ich das mittragen."

IG Autorinnen Autoren für Erhalt des Kasinos

Die IG Autorinnen Autoren forderten unterdessen am Dienstag in einer Aussendung, das Kasino als Spiel-, Präsentations- und Diskursort neuerer dramatischer Literatur zu erhalten. "Die IG Autorinnen Autoren erklärt sich solidarisch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Burgtheaters und fordert, dass eine Sanierung nicht auf deren Rücken ausgetragen wird", hieß es.

Hartmann hatte gestern im ORF-"Kulturmontag" in einem Studiogespräch darauf verwiesen, bei seinem Amtsantritt im Burgtheater ein "sehr unorthodoxes" System von Planung, Abrechnung und Kontrolle vorgefunden zu haben: "Ich konnte das Theater nicht in der Weise verstehen, wie ich es gewohnt war." Er habe aber keinerlei Veranlassung gesehen, der langjährigen Betriebsbüro-Leiterin Silvia Stantejsky zu misstrauen.

Stantejsky klagt gegen Entlassung

Stantejsky war im November 2013 nach Nicht-Entkräften konkreter Verdachtsmomente (Hartmann: "Es war zunächst eine einzige Buchung...") entlassen worden. Die ihre Amtsführung als kaufmännische Direktorin betreffenden Vorwürfe sind Gegenstand der forensischen Untersuchung, die am Donnerstag vorgelegt werden soll. Stantejsky bestreitet alle Vorwürfe und hat gegen ihre Entlassung Klage eingereicht.

In einem Zwischenbericht war das Minus bei der in Erstellung befindlichen Burgtheater-Bilanz 2012/13 auf zumindest 8,3 Millionen Euro geschätzt worden. Dazu sei "aufgrund formaler Versäumnisse der kaufmännischen Direktion" noch eine Steuernachzahlung zu erwarten, die bis zu fünf Millionen Euro betragen könne. Die Burgtheater-Bilanz soll im April vorgelegt werden. (APA, 25.2.2014)