Gigantische Wolken aus heißem Gas umkreisen die Schwarzen Löcher und verdunkeln ihre Umgebung wie eine Gewitterfront.

Foto: NASA

In den Zentren der meisten Galaxien verbergen sich supermassereiche Schwarze Löcher hinter einem finsteren Vorhang aus Gas und Staub. Bisher war man der Ansicht, dass die Massegiganten die Materie in ihrer Umgebung zu gleichmäßigen Ringen formen. Aktuelle Beobachtungen an fernen Sterneninseln durch ein internationales Forscherteam zeigen jedoch, dass die Gasansammlungen eher Gewitterwolken ähneln, die einmal dünner, einmal dichter die Schwarzen Löcher verschleiern.

Die Gasschwaden vereinen in sich etwa die doppelte Masse der Erde und erreichen riesige Ausmaße. Versetzt man so eine Wolke in unser Sonnensystem, dann würde sie sich von der Sonne bis zum Pluto erstrecken. Die Gaswolken entstehen, wenn Schwarze Löcher, die milliardenfach massereicher sein können als unsere Sonne, Materie aus der Umgebung anziehen. Wie genau sie das machen, ist noch unklar; fest steht, dass sich ein Ring heißen Gases bildet, der verdichtet und so stark aufgeheizt wird, dass er Röntgenstrahlung aussendet.


Video: Die Animation der NASA zeigt ein Schwarzes Loch mit seinem Wolkenring. (Quelle: Youtube)

Bisher war die Wissenschaft davon ausgegangen, dass die Gasringe um die Schwarzen Löcher recht homogen strukturiert sind. Dass dem nicht so ist, konnten die Forscher um Alex Markowitz von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) mit Hilfe des amerikanischen Satelliten "Rossi X-Ray Timing Explorer" (RXTE) herausfinden.

Finstere Gaswolken im Zeitraffer

Der Satellit hat 16 Jahre lang in die Tiefen des Alls gespäht und dabei regelmäßig die gleichen Objekte beobachtet. Auf diese Weise konnten die Astronomen die Bewegungen der Wolken wie im Zeitraffer nachvollziehen und ihre Strukturen identifizieren. Wie die Forscher in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" schreiben, verdunkeln einige der Wolken ihre Umgebung nur für wenige Stunden, andere verfinstern die Region gleich für mehrere Jahre.

Von den neuen Erkenntnissen erhoffen sich die Wissenschafter nun auch Antworten auf bisher ungelöste Fragen der Astronomie, zum Beispiel wie genau das Gas aus Entfernungen von tausenden Lichtjahren in die Ringe kommt. "Untersuchungen der Größe, Form und Zahl der gefundenen Wolken wird ein besseres Verständnis des Transportmechanismus ermöglichen", sagt Markowitz. (red, derStandard.at, 8.3.2014)