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Koller (53) war Schauspieler, ist aber wieder Trainer.

Foto: apa/Neubauer

Wien - Sollte Marcel Koller an Entzugserscheinungen gelitten haben, sind sie überstanden. Der Teamchef bekommt wieder seine Dosis Fußball. Am 5. März steht in Klagenfurt das Match gegen Uruguay an, eine Bedingung ist die Bekanntgabe des Kaders. Überraschungen wären überraschend gewesen. Koller hat in zwei Jahren ausreichend Personal getestet, hat seinen Stamm beisammen. "Und der bleibt." Soll nicht heißen, dass die österreichische Nationalmannschaft eine geschlossene Gesellschaft geworden ist. "Aber es muss einer schon sehr gut sein, um reinzukommen. Will ich eine Idee vermitteln, ist es schwierig, an einem Tag einem Spieler etwas zu sagen, was andere schon seit Jahren hören. Wir haben eine Gruppe kreiert, von der wir das Gefühl haben, dass wir mit ihre am weitesten kommen können."

Nach Brasilien zur WM ist sie nicht gekommen, aber das ist Geschichte. Die nächste Reise soll nach Frankreich zur EM führen, der Fahrplan bis zum Anpfiff im Juni 2016 steht, die Qualifikation ist gelost. Koller kann mit Russland, Schweden, Montenegro, Moldawien und Liechtenstein durchaus leben, es ist allerdings keine Frage des Könnens, sondern mangels Alternative eine des Müssens. Die Aufstockung von 16 auf 24 Teams wurmte die großen Nationen wie Deutschland, sie befürchten einen Niveauabfall. Koller stellt das Eigeninteresse in den Vordergrund. "Für die Kleinen ist es besser. Ich denke nicht, dass die EM dadurch verwässert wird."

Die erste Station ist Klagenfurt, ist Uruguay, der Siebente der Weltrangliste. Am 30. Mai wird gegen Island getestet, am 3. Juni gegen Tschechien, die Bahnhöfe sind dann Innsbruck und Olmütz. Die Quali startet am 8. September in Wien gegen Zlatan Ibrahimovic (Schwede). Vielleicht wird davor ein Spielchen eingeschoben.

Koller ist seinem Kollegen Oscar Tabarez insofern dankbar, als Uruguay mit all seinen Stars aufkreuzt. Die Offensive mit Diego Forlan, Edinson Cavani und Luis Suarez ist eine globale Herausforderung. Was sich Koller von seiner Mannschaft erwartet: "Eine Fortsetzung vom 1:0 gegen die USA. In die Zweikämpfe gehen, den Ball gewinnen und schnell umschalten. Da Uruguay stark ist, werden wir uns phasenweise zurückziehen. Wir wollen einfach nur Fußball spielen, Selbstvertrauen tanken, an unserer Selbstverständlichkeit arbeiten."

Am 19. November gegen die USA fehlten verletzungsbedingt Emanuel Pogatetz, Sebastian Prödl, Zlatko Junuzovic und Andreas Weimann, jetzt sind sie gesund und Teil der geschlossenen Gesellschaft. Koller macht sich über den psychischen Zustand einiger Legionäre, die in Deutschland im Abstiegskampf stecken, keine Sorgen. "Das macht härter. Wir brauchen in der Quali mental belastbare Leute."

In der Winterpause oder Entzugsphase hat Koller Zeit gefunden, zwei Werbespots zu drehen. Für tipp3, einen Sponsor des Nationalteams. Regie führte Ulrich Seidl, gedreht wurde in einer Trafik und im Wirtshaus. Koller spielte die Hauptrolle, er ist weder Kandidat für den Oscar noch für die goldene Himbeere. Die Arbeit beim Film habe ihn fasziniert. "Es gibt halt wahnsinnig lange Wartzeiten beim Dreh. Aber auch im Fußball ist es ein langer Weg bis zur Fertigstellung des Produkts." (Christian Hackl, DER STANDARD - 26.2.2014)

23-Mann-Kader für das Uruguay-Spiel:

Tor (3): Robert Almer (Energie Cottbus/GER, 13 Länderspiele), Heinz Lindner (Austria Wien, 5), Ramazan Özcan (FC Ingolstadt/GER, 1)

Verteidigung (9): Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew/UKR, 27 Länderspiele/0 Tore), Christian Fuchs (Schalke 04/GER, 60/1), György Garics (FC Bologna/ITA, 38/2), Martin Hinteregger (Red Bull Salzburg, 1/0), Florian Klein (Red Bull Salzburg, 17/0), Emanuel Pogatetz (1. FC Nürnberg/GER, 60/2), Sebastian Prödl (Werder Bremen/GER, 44/4), Markus Suttner (Austria Wien, 10/0)

Mittelfeld (8): David Alaba (Bayern München/GER, 31/6), Marko Arnautovic (Stoke City/ENG, 32/7), Guido Burgstaller (Rapid Wien, 7/0), Martin Harnik (VfB Stuttgart/GER, 42/10), Andreas Ivanschitz (UD Levante/ESP, 66/12), Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/GER, 29/4), Veli Kavlak (Besiktas Istanbul/TUR, 29/1), Christoph Leitgeb (Red Bull Salzburg, 36/0), Marcel Sabitzer (Rapid Wien, 3/0)

Sturm (3): Marc Janko (Trabzonspor/TUR, 37/16), Andreas Weimann (Aston Villa/ENG, 10/0), Lukas Hinterseer (Wacker Innsbruck, 1/0)

Auf Abruf (10): Thomas Gebauer (SV Ried, 0) - Manuel Ortlechner (Austria Wien, 9/0), Christopher Trimmel (Rapid Wien, 3/0), Andreas Ulmer (Red Bull Salzburg, 2/0), Kevin Wimmer (1. FC Köln/GER, 1/0) - Stefan Ilsanker (Red Bull Salzburg, 0), Jakob Jantscher (NEC Nijmegen/NED, 16/1) - Philipp Hosiner (Austria Wien, 5/2), Philipp Zulechner (SC Freiburg/GER, 1/0), Robert Zulj (Red Bull Salzburg, 0)