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Für Langlauf-Chef Markus Gandler wäre der Rücktritt eine "Flucht vor der Verantwortung", ein "Schuldeingeständnis".

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Alois Stadlober, mit Tochter Teresa: "Wissen hilft der Klärung"

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Wien/Sotschi - Montagnachmittag auf dem Flughafen Adler - der olympische Kehraus nach den Tagen von Sotschi. Alois Stadlober und Markus Gandler, einst die Klassiker in Österreichs goldener Langlaufstaffel von 1999, warten auf ihren Heimflug.

Und auf Gandler wartet nach dem ersten Schock über den Dopingfall Johannes Dürr viel Arbeit. Der für die Abteilungen Langlauf und Biathlon im österreichischen Skiverband (ÖSV) zuständige Sportdirektor, wird in den nächsten Tagen "recherchieren. Ich möchte Antworten auf folgende Fragen: 'Wie konnte das passieren? Wer sind die Hintermänner? Hätten wir etwas merken können oder müssen?'" Die ganze Geschichte sei jedenfalls "ein großer Scheiß". Was nun mit dem geständigen Epo-Doper Dürr passiert, interessiere ihn, Gandler, nicht. "Es gibt Gesetze, die Verfahren nehmen ihren Lauf. Es wird eine Strafe geben, ich vertraue der Justiz."

Schnellschüsse und Emotionen

Dass der Langlaufsport in Österreich nun am Ende sei und quasi eingestellt werde, glaubt der 47-jährige Gandler nicht. Präsident Peter Schröcksnadel hatte in Sotschi sehr laut darüber nachgedacht, den Geldhahn nach dem Dopingfall zuzudrehen. "Es war in der ersten Emotion. Das ist verständlich. Wir alle sind enttäuscht und fertig. Natürlich geht es weiter, es gibt Athleten und Athletinnen, die sich eine Förderung verdienen."

Teresa Stadlober ist ein gutes Beispiel. Die 21-Jährige hat in Sotschi ihr Versprechen für eine sportlich erfolgreiche Zukunft erneuert. Der ÖSV hat ihr und vielen anderen Talenten gegenüber Verpflichtungen. Als "Schnellschuss aus berechtigter Emotion heraus" bezeichnet auch Alois Stadlober, Teresas Vater, Schröcksnadels Drohungen. "Aber da geht es ja um viele Mitglieder, die der ÖSV verlieren würde."

Alleine der Wintersportverein Ramsau, dem Stadlober vorsteht, zählt deren 1000. "Vom Kitzbüheler Skiklub habe ich gehört, dass sie einen offenen Brief schreiben", sagt der 51-Jährige, der sich nur schwer vorstellen kann, dass der ÖSV nach Ausschluss des Langlaufs noch ernsthaft an die Bewerbung von Seefeld für die WM 2019 glauben kann. Der Event wird im Juni vergeben.

Unvorhersehbar

Dürrs Fall, sagt Stadlober und springt damit Gandler bei, habe man nicht vorhersehen können. "Man muss ja auch an die Leistungsentwicklung seiner Athleten glauben, kann nicht 'Trottel, was frisst du?' sagen, wenn er besser wird." Dass Dürr zwischen den Wettkämpfen heim nach Obertilliach gereist war, wo ihn schließlich der entscheidende Test ereilte, sei prinzipiell auch die richtige Entscheidung gewesen. "Man hat ja gesehen, wie viele hier in Sotschi krank geworden sind, wie wenig man in den Loipen trainieren konnte." Für die restlose Aufklärung brauche es einen, "der sich auskennt". Für Stadlober ist das Gandler. "Es ist für ihn beinhart, aber er soll nicht zurücktreten."

Gandler zieht vorerst auch keine persönlichen Konsequenzen. "Ich werde in aller Ruhe darüber nachdenken, ob es Sinn macht. Es sind im Laufe der Jahre schon sehr viele Watschen gewesen." Schröcksnadel habe jedenfalls keinen Rücktritt verlangt. "Im Gegenteil, er hat mich aufgemuntert." Es gehe darum, die Geschichte aufzuarbeiten und Lehren daraus zu ziehen. Gandler: "Würde ich jetzt aufhören, wäre das ein Schnellschuss, eine Flucht vor der Verantwortung und ein Schuldeingeständnis." (Sigi, Lützow, Christian Hackl, DER STANDARD, 25.02.2014)