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Was für ein Bild.

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Matt marschiert.

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Vor rund 13 Jahren, vor dem Slalom bei der Heim-WM 2001 in Sankt Anton, hatten seine damaligen Trainer über Mario Matt gesagt, er stehe oben am Start und spucke Eiswürfel. Das war natürlich bildlich gemeint, Matt spuckte und spuckt keine Eiswürfel, aber cool ist er schon. Mit 34 halt auf eine andere Art als mit 21, als der Slalomspezialist seine erste Goldmedaille bei der WM gewonnen hatte, der er 2007 in Aare eine zweite folgen ließ.

Am 22. Februar 2014 und im Kaukasus beglückte sich der Tiroler Matt, der am 9. April 35 Jahre alt wird, mit Olympiagold. "Wenn man älter wird, wird es ja nicht leichter", sinnierte er nachher. "Wenn man jung ist, fährt man unbekümmert drauflos, denkt praktisch an nichts. Jetzt ist es schwieriger für den Kopf."

Matt ist der bisher älteste Olympiasieger der alpinen Skigeschichte. Bei seinem Vorgänger handelt es sich um den norwegischen Medaillenhamster Kjetil Andre Aamodt. Der war 34einhalb, als er 2006 in Turin Olympiasieger im Super-G wurde. Und dessen 19-jähriger Landsmann Henrik Kristoffersen wiederum gewann zum Abschluss der Bewerbe in Rosa Chutor als bisher Jüngster eine Olympiamedaille, die Bronzene. Das kam nicht überraschend, Kristoffersen machte sich zuletzt erstmals im Weltcup so richtig wichtig und siegte beim Nachtslalom in Schladming. Vor dem 24-jährigen Marcel Hirscher, der mit der Piste in Rosa Chutor noch seinen Frieden fand, was er einerseits dem finalen Kurssetzer Ante Kostelic dankte, der berühmt ist für seine extravaganten und oft aus der Falllinie ausscherenden Kurse, andererseits der fallenden Temperatur, die die im ersten Durchgang etwas weiche Piste im zweiten härter machte. Hirscher, im Riesenslalom wie schon 2010 in Vancouver Vierter, brauste vom neunten auf den Medaillenplatz. Kristoffersen vom 15. Matt vom ersten. Viele verloren im Stangenwald die Orientierung.

"Hut ab für so viel Mut, das traut sich nicht jeder", sagte Hirscher über das Werk des Kroaten, welches in der Nachbesprechung auch von Matt und Kristoffersen gelobt wurde. "Ich habe an Gold geglaubt", gestand Hirscher, nachdem er die Silberne schon hatte, "aber es ist gut ausgegangen. Es werden die letzten Spiele vom Mario gewesen sein." Und Hirscher, der Slalomweltmeister von Schladming und zweifache Gesamtweltcupsieger, wirkte zwar nicht gerade euphorisiert von der Medaille, aber er ist froh, dass er sie hat. Auch deshalb, "weil ich die Leute nicht enttäuschen will". Und er ist froh, dass er am Ende doch noch seine Art des Skifahrens zeigen konnte, die den Gegendruck von der Unterlage braucht. "Dass ich das auf einer weichen Piste nicht kann, ist natürlich meine Schuld."

Mario Matt berichtete von einer "Riesengenugtuung und Zufriedenheit in mir drinnen, dass ich jetzt wirklich alles erreicht habe. Der Olympiasieg ist sicher das Aufregendste." Dabei ging es gar nicht so aufregend zu auf dem Berg, der Nachtslalom war nicht gerade ein Straßenfeger. Matt kam zupass, dass es bei der Besichtigung ganz ruhig war. "Wie bei der österreichischen Meisterschaft." Die hat Matt öfter gewonnen, die olympische Siegerehrung ergriff ihn dann aber doch heftiger. "Ich habe daran gedacht, wie lang das schon her ist in St. Anton, ich habe an die Leute gedacht, die hinter mir stehen, die das ganze Jahr mit mir trainieren." Auch der Jänner fiel ihm ein, "die blöden Ausfälle". In Schladming hatte er nach Bestzeit im ersten Lauf im Finale eingefädelt. "Danach habe ich ein bisserl die Lust verloren. Ich bin zwei Wochen überhaupt nicht Ski gefahren. Dann hab ich mich wieder motiviert, und das Gefühl ist zurückgekommen."

Mario Matt hat nicht nur die Schneewelt, sondern quasi auch einen Gegenentwurf. Seit langer Zeit schon züchtet er daheim in Flirsch Vollblut-Araber mit internationalem Erfolg. "Mit den Pferden unternehme ich sehr viel. Das ist meine große Leidenschaft. Ich habe weltweit mittlerweile viele Freunde und Bekannte dadurch. Am Tag vor dem Rennen habe ich aus der ganzen Welt SMS bekommen, dass sie mir die Daumen drücken. Da wird einem bewusst, wie wichtig Olympia ist." (Benno Zelsacher aus Rosa Chutor, DER STANDARD, 24.2.2014)

ERGEBNIS Ski alpin - Slalom, Herren:

1. Mario Matt (AUT) 1:41,84 Min. - 2. Marcel Hirscher (AUT) +0,28 Sek. - 3. Henrik Kristoffersen (NOR) +0,83 - 4. Stefano Gross (ITA) und Fritz Dopfer (GER) 0,88 - 6. Adam Zampa (SVK) 1,44 - 7. Markus Larsson (SWE) und Mattias Hargin (SWE) 1,76 - 9. Sebastian-Foss Solevaag (NOR) und Ivica Kostelic (CRO) 2,27 - 11. Mitja Valencic (SLO) 2,30.

Ausgeschieden: Reinfried Herbst (AUT), Benjamin Raich (AUT), Felix Neureuther (GER), Andre Myhrer (SWE), Jean-Baptiste Grange (FRA), Alexis Pinturault (FRA)