In der großzügigen Wohnanlage mit den 16 Blöcken, die nur von einem stabilen Gitterzaun vom Meer getrennt ist, stehen einige stabile Zelte. Der Zaun lässt sich an von Wachposten gesicherten Öffnungen passieren. Seine und der Zelte Tage sind von Anfang an gezählt gewesen, nach den Paralympics, die vom 7. bis 16. März in Sotschi stattfinden, werden sie eingepackt. In einem Zelt sind Weine aus der Region Krasnodar zu verkosten. Die Roten brauchen sich nicht zu verstecken. In den Standln davor gibt es leckeren Honig und russische Puppen, das sind die ineinandergeschachtelten.

Problematisch, weil laut, wird es in diesem Zelt ab elf Uhr abends, da ist Karaoke angesagt. Aber mitunter muss man da durch. Sonst hätte man die Partie aus Tscheljabinsk, das vor einem Jahr von einem Meteoriten heimgesucht wurde, niemals kennengelernt. Die Partie ist nicht hauptamtlich im Weinstüberl beschäftigt, sondern bei den Eisschnelllauf-Bewerben in der Adler Arena, wo sie drauf schaut, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Tscheljabinsk ist eine Schnelllaufhochburg, Oleg war immerhin russischer Meister im Vierkampf.

Ganz hinten am Meer steht das größte Zelt, in dem befindet sich ein Pub (laut) und ein russisches Restaurant, in dem der olympische Tag im russischen Fernsehen Revue passiert und in dem es regionale Schmankerln und russische Klassiker gibt. Den Kellner, Herrn Slawik, kennt man mittlerweile gut, die Kommunikation funktioniert auch nonverbal. Beim bisher letzten Besuch macht man ihm klar, dass man das Essen echt gut findet. Just am nächsten Morgen schmerzt erstmals in Sotschi der Bauch. Man sollte nach Mitternacht kein Menü einwerfen. (Benno Zelsacher - DER STANDARD, 22.2. 2014)