60 Jahre alt: Mehr als 100.000 Menschen pro Jahr absolvieren einen GMAT.

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Im Jahr 1954 waren es etwas mehr als tausend Menschen an hundert unterschiedlichen Plätzen der Welt, die erstmals einen GMAT (Graduate Management Admission Test) absolvierten. Wie ein Bericht auf Fortune online zeigt, war der Test - so wie auch heute noch - bei den meisten Business Schools Aufnahmebedingung. Damals, also 1954 pro "paper-and-pencil exam" und pro Nase, wie es heißt, zehn US-Dollar. Damals wurde der GMAT nur dreimal im Jahr und nur in fünf Ländern angeboten. Drei bis vier Wochen musste man dann auf sein Testergebnis warten und es waren weltweit nur 54 Business Schools, die einen GMAT gefordert haben.

Seither ist viel Wasser die Donau runter geflossen: GMATs werden online gemacht und auf über 600 unterschiedlichen Internetseiten angeboten - das in weit mehr als hundert Ländern weltweit. Außerdem sind es keine vergleichsweise wohlfeilen zehn, sondern pro Aufruf der Seite rund 250 US-Dollar. Will man seine Resultate an mehr als fünf Schulen schicken, kostet das extra: Laut Fortune 28 US-Dollar pro Adressat. Heute werden an mehr als 2.100 Business Schools GMATs verlangt.

Den MBA als Rückewind

Eine dergestalt rasante Verbreitung des "beliebtesten Aufnahmetests" (nebst TOEFL - Test of English as Foreign Language) wäre ohne einer ebenfalls rasanten Verbreitung eines Master of Business Administration (MBA) nicht denkbar gewesen. Laut GMAC (Graduate Management Administration Council), jener Organisation, die den GMAT anbietet, legen jährlich rund 100.000 Teilnehmer einen solchen Test ab - die meisten in der Hoffnung auf bessere Karrierechancen. In den USA gehört der möglichst hohe GMAT-Punktewert auch der Orientierung für potenzielle Bewerber: 600 GMAT-Punkte gelten als gut, 700 als sehr gut. Zur Orientierung: Die durchschnittliche GMAT-Punktezahl (je nach Studiengang) in Stanford beträgt 721, in Berkeley und am MIT-Massachusetts Institute of Technologie 718.

Laut Angaben von GMAC nahm das Unternehmen im Jahr 2012 87,7 Millionen US-Dollar an Testgebühren ein. Diese Tests von Beginn bis zur Auswertung zu administrieren, koste GMAC wiederum 45,7 Millionen US-Dollar (ebenfalls nach eigenen Angaben). Der Rest sei eine Milchmädchenrechnung. Die Gewinnmarge sind laut Fortune höher als jene von Apple für das iPad und das iPhone. Das Unternehmen zahle seine Mitarbeiter "fürstlich", heißt es. Im Jahr 2012 wurden insgesamt 25,9 Millionen US-Dollar Gehälter an vergleichweise wenige 141 Mitarbeiter gezahlt. Allen voran der bis vor kurzem noch GMAC-Präsident David Wilson mit einem Jahresgehalt von fast zwei Millionen US-Dollar, inklusive Boni.

Das Fast-Monopol macht's möglich

Dergestalt großzügige Gehälter, so nicht nur Kritiker der Organisation, seien nur durch ihre Fast-Monopol-Stellung möglich. Wie lange das noch anhalten kann, darüber ist man geteilter Meinung. Denn: Galt es jahrzehntelang zum "guten Ton" einer Business School den GMAT als Aufnahme-Muss am Programm zu haben, werden heute immer mehr Stimmen lauter, die diesen Test für nicht mehr angemessen halten. Die Frage sei: Welcher Wert hat der Test für Schulen, die jetzt in China, Indien oder Brasilien wie die Schwammerl aus dem Boden schießen?

Am Indian Institute of Management in Bangalore etwa, hat man zum GMAT eine recht pragmatische Einstellung: Er sei nicht leistbar, zumindest für die meisten potenziellen Studierenden dort nicht. Man sei nicht zuletzt aus Preisgründen zum Common Admission Test (CAT) übergegangen. Aber auch andere kritische Stimmen werden lauter: Etwa die Frage, ob der Test jene Kompetenzen, die gesucht und gefragt seien überhaupt über GMAT-Ergebnisse dargestellt werden könnten? Leadership, Innovation, Kreativität und Unternehmertum seien gefragt - all das könne über GMAT nicht einmal annähernd abgefragt werden. Es brauche, so immer mehr Business School Leiter, andere Instrumente, als jene, die nahezu ausschließlich analytische Fähigkeiten nachweisen können. Und das nur bedingt. Wer seine Nase nämlich länger in die GMAT-Vorbereitungsunterlagen steckt, der erzielt auch bessere Ergebnisse. (Heidi Aichinger, derStandard.at, 24.02.2014)