Starkes Material: US-Forscher machen aus Angelschnüren künstliche Muskeln mit viel Kraft.

Foto: University of Texas at Dallas

Richardson - Kleidung, die bei Hitze selbstständig ihre Poren öffnet, um ihren Träger zu kühlen, oder sie bei Kälte schließt, um ihn warmzuhalten, das klingt wie Science-Fiction, könnte aber bald Realität sein. Es ist eine der vielen möglichen Anwendungen der temperaturgesteuerten künstlichen Muskeln, die von einem internationalen Forscherteam an der Universität von Texas entwickelt wurden.

Die Forscher publizierten ihre Studie in der aktuellen Ausgabe des Magazins "Science". Aus Polymerfasern, wie sie normalerweise für Angelschnüre oder für Nähfäden verwendet werden, wurden demnach hocheffiziente Muskeln hergestellt. Diese können über die Temperatur zur Kontraktion angeregt werden.

100-mal stärker als menschliche Muskeln

Der Trick bei der Herstellung ist, die Faser so lange zu verdrehen, bis sie sich aufspult. Das Resultat ist ein Muskel, der bis zu 100-mal schwerere Lasten heben kann als ein menschlicher Muskel von vergleichbarer Größe. Auch hinsichtlich der Kontraktionsfähigkeit ist der künstliche Muskel dem Original überlegen: Während sich ein natürlicher Muskel nur um etwa 20 Prozent seiner Länge verkürzen kann, ziehen sich die neu entwickelten Polymermuskeln um bis zu 50 Prozent zusammen.

Anwendungen für ihre Erfindung sehen die Forscher auch in der Robotik und bei Prothesen. Die Größe der eingesetzten künstlichen Muskeln kann dabei von der Größe menschlicher Muskeln bis hin zu Nanostrukturen in Textilien reichen. (guge, DER STANDARD, 21.2.2014)