In den 1920er-Jahren verhalfen Kurt Weill, Paul Dessau, Rudolf Wagner- Régeny und Hanns Eisler dem Lied zu neuer Popularität. Eng verbunden waren die genannten Komponisten mit Bertolt Brecht, dessen "epische" Theaterästhetik nach einem "gestischen" Musizieren verlangte - die Vorgänge auf der Bühne sollten den sozialen Gehalt aufzeigen und erklären, nicht emotionale Stimmungen verstärken.

Die Songs waren im Duktus dem Jazz verpflichtet, in der Dreigroschenoper (1928) wurden sie erstmals voll in das Stück integriert. Weill selbst meinte ein neues Genre - das musikalische Theater - geschaffen zu haben.

Für Eisler steht das proletarische Kampflied im Mittelpunkt, was für ihn weniger mit einer Partei zu tun hat als mit dem Anspruch der unteren Schichten auf niveauvolle aktuelle Musik. Instrumentiert wurden die Lieder zumeist mit Harmonium, Saxofon, Trompete, Schlagzeug, Banjo und Klavier.

Am Freitag zeigt das Bernd Weißig Trio im Salzburger Literaturhaus, dass es auch ganz anders geht: nämlich mit elektrischer Gitarre, elektrischem Bass und Stimme. Letztere steuert Bernd Weißig bei, der 1952 in Dresden geboren wurde. Weißig arbeitet seit den 1970ern als freier Regisseur, Musiker und Lehrbeauftragter an diversen Theaterschulen. In Salzburg ist er kein Unbekannter, schließlich hat Weißig etwa mit Peter Blaikner das Programm Boulevard Villon erarbeitet. Weißig realisierte im Laufe seiner Karriere bereits früher mit deutschen Jazzern Brecht-Musik. (dog, DER STANDARD, 21.2.2014)