Gratulation: Sie haben es geschafft, zum Interview eingeladen zu werden. Eine schwierige Hürde ist genommen - aber die nächste liegt direkt vor Ihnen: das persönliche Gespräch mit dem Unternehmen Ihrer Träume oder einem Personalberater. Jetzt geht es darum, im Jobinterview zu punkten und sich von anderen Kandidaten erfolgreich abzuheben. Was können Sie tun, um Ihren neuen Arbeitgeber von Ihrer Persönlichkeit und Ihrer Kompetenz zu überzeugen?

Vorbereitung und gutes Benehmen

Studieren Sie jedenfalls die Homepage und den sonstigen Außenauftritt des Unternehmens in den Social Media, googeln Sie eventuelle Pressemeldungen und sonstige Informationen. Überlegen Sie, welche Schlüsse Sie daraus bezüglich Ihres Auftretens ziehen können. Wirkt die Firma in ihrer Kommunikation eher konservativ, dann sollten Sie sich in puncto Kleidung, Benehmen und Sprache darauf einstellen können. "Junge", unkonventionellere Unternehmen haben diesbezüglich eine andere, "lockere" Erwartungshaltung und reagieren auf adrette Anzugträger mit Befremden. Machen Sie sich Gedanken über die Unternehmenskultur, und lassen Sie sich von Menschen in Ihrer Umgebung beraten, wenn Sie noch wenig Erfahrung mit Einstellungsgesprächen haben. Grundsätzlich gilt: besser over- als underdressed, besser konventionell als extravagant. (Pünktlichkeit schätzen außerdem alle Unternehmen uneingeschränkt, das heißt vor allem auch, dass Sie nicht mehr als fünf Minuten zu früh kommen! Zu spät zu kommen ist ohnehin ein Tabu (Handyklingeln, Körpergeruch und grußloses Vorbeisegeln an der Sekretärin fallen auch in diese Kategorie).

Sympathien erwerben

Fachliche und persönliche Überzeugungskraft haben andere Bewerber auch - aber gelingt es Ihnen, die Sympathie des Interviewers zu gewinnen? Fragen Sie, wenn möglich, genau nach, wer an dem Interview teilnehmen wird: Ist es eine oder sind es mehrere Personen? Was können Sie im Vorfeld über diese Personen recherchieren? Sympathie gewinnen wir am leichtesten, wenn andere Menschen Gemeinsamkeiten mit uns entdecken oder wenn sie uns als sich selbst ähnlich wahrnehmen: Dann "passt der Bewerber zu uns". Sie sollen sich dazu nicht verstellen oder anbiedern, aber es kann eben nicht schaden, im richtigen Moment scheinbar nebenbei zu erwähnen, dass man schon in der Schulmannschaft Fußball gespielt hat oder gerne in die Oper geht.

Konzentration halten

Bleiben Sie während des ganzen Interviews hochkonzentriert: erfahrene Jobinterviewer schaffen es, eine angenehme, mitunter fast amikale Atmosphäre aufzubauen, in der Sie leicht dazu verführt werden, mehr zu sagen, als Sie eigentlich wollten. Hier gilt wie überall im Berufsleben: Bewahren Sie die Grenzen, die Sie setzen wollen, agieren Sie mit wohlwollender Distanz und durchgehend professionell.

Trockentraining

Lesen Sie, wenn Sie noch wenig geübt sind, einschlägige Literatur und gehen Sie Interviewfragen, mit denen Sie aufgrund der Ausschreibung rechnen, gedanklich im Vorfeld durch - zeigen Sie im Gespräch aber ohne Bedenken, dass Sie von einer Frage überrascht sind und lassen Sie sich Zeit mit Ihrer Reaktion. Gute Personalisten wissen es zu schätzen, wenn eine Antwort ehrlich und spontan erarbeitet wirkt und keine unverbindlichen Allgemeinplätze enthält. Versuchen Sie, Fragen nach Ihrem Arbeitsstil oder Ihren sozialen Kompetenzen immer mit konkreten Situationen in Ihrem Berufsleben zu illustrieren. Wenn Sie eine konkrete Situation schildern können, wie Sie im Konfliktfall, bei Umsatzeinbrüchen oder hoher Fluktuation vorgegangen sind und was Sie daraus gelernt haben, kann Ihr Gesprächspartner besser einschätzen, in welchem Maße Sie das Anforderungsprofil erfüllen. Diese Art von "story telling" kann im besten Fall beim Interviewer plastische Bilder erzeugen, mit denen Sie sich wiederum gut von anderen Mitbewerbern abheben. Sie bleiben besser in Erinnerung, wenn Sie Ihren schwierigen Weg vom Bergbauernhof in Tirol über diverse bunte Ferialjobs am Fließband und in der Gastronomie bis zum Studienabschluss schildern, als wenn Sie sich nüchtern und unsentimental als "zielstrebig und leistungsorientiert" bezeichnen. Treffsichere Metaphern und kompakte Sprachbilder gehören zur Königsdisziplin des erfolgreichen Jobinterviews.

Exotische Fragen

"Angenommen, ein Pinguin mit Sombrero auf dem Kopf kommt durch diese Türe zu uns: Was sagt er uns, warum er hier ist und warum er einen Sombrero trägt?" Exotische Interviewfragen und merkwürdige Assessment-Center-Übungen sind Klassiker, um in Gesprächsrunden oder diversen User-Foren die Wogen hochgehen zu lassen: Jeder hat Erlebnisse beizusteuern, die die Unfähigkeit oder Arroganz von Personalverantwortlichen belegen sollen - insbesondere, wenn aus dem angestrebten Traumjob nichts geworden ist. Ohne Zweifel gilt aber, dass sich auch bei der professionellen Gestaltung solcher Personalauswahlinstrumente die Welt in Spreu und Weizen aufteilt. Jobinterviews werden in manchen Fällen von Mitarbeitern aus allen Unternehmensbereichen ohne einschlägige Ausbildung geführt. Bleiben Sie also gelassen, und ringen Sie nicht krampfhaft um eine Antwort. Sie können hier durchaus die Rollen umkehren und zur Strategie der Gegenfrage greifen: "Darf ich wissen, welche für diese Position relevante Kompetenz mit dieser Frage ergründet werden soll?" Stellen Sie diese Frage sehr sachlich und mit neutralem Unterton.

Nicht nur passiv

Bleiben Sie auf Augenhöhe, und stellen auch Sie Fragen. Es ist ein Zeichen von Interesse und guter Vorbereitung, wenn Sie in der zweiten oder dritten Interviewrunde eine Frageliste mitbringen und auf den Tisch legen. Fragen Sie möglichst konkret über das Team, Entscheidungsprozesse, Zielvorgaben, anstehende Probleme und Ähnliches. Ziel des Interviews ist immer eine passende, tragfähige Besetzung der Position und eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Unternehmen.