Wien - Die Forschung sei hierzulande zu wenig in Öffentlichkeit und Politik vertreten, dies gefährde die Zukunft Österreichs, erklärte Helga Nowotny, emeritierte Professorin für Wissenschaftsforschung an der ETH Zürich und bis Ende vergangenen Jahres Präsidentin des Europäischen Forschungsrates (ERC) Mittwochabend bei den Wiener Stadtgesprächen.

Es habe lange gebraucht, um einzelne Science Clusters und Universitäten so attraktiv zu machen, dass exzellente, österreichische Wissenschafter gerne wieder zurückkommen, wenn sie einmal im Ausland geforscht haben. "Wenn das einbricht, sind die jungen Leute weg", dies wäre eine "Tragödie", warnte sie vor einer Stagnation im Wissenschafts- und Forschungsbereich.

Langfristige Investition

"Was dem Land auch fehlt, ist die Fähigkeit, das Wissen, das anderswo produziert wird, aufzunehmen und umzusetzen", erklärte sie. Man sei sich in Europa nicht ausreichend bewusst, wie schnell die Entwicklung in Asien vor sich ginge. "Länder wie China, Singapur und Korea investieren sehr viel Geld in die Forschung und holen rasant auf", sagte Nowotny. Die großen amerikanischen Unis hätten den Trend erkannt und würden dort Zweigstellen gründen, um bewusst Forschungs- und Bildungskultur in diese Länder zu exportieren. "Doch in Europa tun wir so, als ginge uns das nichts an", kritisierte sie.

Wichtig sei auch Vertrauen, dass sich Grundlagenforschung langfristig auszahlt. Die politische Erwartung würde aber auf Kurzfristigkeit und rasch wirtschaftlich verwertbare Ergebnisse setzen.

"Maria Theresia hat schon gesagt, sie ist sehr dafür, die Wissenschaften und Künste zu fördern, aber nur die nützlichen", so die Wissenschaftsforscherin. Dieses Gedankengut wäre bis heute bewahrt geblieben. "Politiker erwarten, dass das Geld, das man hineinsteckt, rasch in Form von Wirtschaftswachstum, Innovation und Arbeitsplätzen zurückkommt. Dass die Sache nicht so einfach ist, nehmen sie nicht gerne zur Kenntnis", sagte sie.(APA, 20.02.2014)