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Megan Rice (84) muss für Atomwaffenprotest-Aktion in Haft.

Foto: AP

Ja, sie sei schuldig, "sehr schuldig", sagte Megan Gillespie Rice voriges Jahr in einem Interview. Schließlich sei ihr bereits im Alter von neun Jahren klargeworden, dass da etwas Böses brodelte. Jahrzehntelang habe sie es aber unterlassen, dagegen vorzugehen.

Schuldig sprach die Nonne Dienstagabend denn auch ein US-Richter: 35 Monate soll sie hinter Gitter. Für jene Tat, zu der die Frau mit dem weißen Bubikopf mit 82 Jahren schritt: Am 28. Juli 2012 drang sie mit dem Maler Greg Boertje-Obed und dem Vietnamkriegsveteranen Michael Walli in die US-Atomanlage Y-12 in Oak Ridge ein. Y-12 im Bundesstaat Tennessee gilt als bedeutendste US-Lagerstätte für waffenfähiges hochangereichertes Uran.

Atomexperten sprachen vom größten Sicherheitsbruch der Geschichte. Die drei Aktivisten durchschnitten Zäune und schafften es weit bis ins Innere der Anlage, wo sie Slogans wie "Die Frucht der Gerechtigkeit ist Friede" an Wände sprayten und Plakate mit dem Bibelzitat "Schwerter zu Pflugscharen" aufhängten.

Strafen erhöht

Schuldsprüche wegen "versuchter Verletzung der nationalen Sicherheit" waren bereits im Mai 2013 erfolgt. Nun erhöhte ein Richter die Strafen. Die beiden 58 und 64 Jahre alten Männer sollen je fünf Jahre und zwei Monate hinter Gitter. Die US-Regierung erklärte in einer Stellungnahme, die Aktivisten hätten keine Reue gezeigt und die Taten regelrecht zelebriert. Tausende US-Amerikaner sehen die Sache anders: Beinahe 15.000 Unterstützer haben eine Petition unterzeichnet, in der sie den Richter um Milde baten.

Rice betonte vor dem Prozess mehrfach, wie zufrieden sie damit sei, so weit in das Areal hineingekommen zu sein. Die Aktion zeige auch, dass Steuermillionen für die Bewachung solcher Anlagen verschwendet würden. "Geld, das für Arme ausgegeben werden sollte und Menschen heute Nacht auf der Straße übernachten lässt", gab sie zu bedenken.

Sie selbst wuchs als jüngste von drei Töchtern in einem Akademikerhaushalt in Manhattan auf, trat mit 18 Jahren in die Gesellschaft des Heiligen Kindes Jesus ein und engagiert sich seit den 1980er-Jahren in der Antikriegsbewegung. Rund 40-mal wurde sie bereits verhaftet, einige Monate verbrachte sie schon hinter Gittern. "Wir sind frei", sagte sie über sich und ihre Komplizen einmal. "Wir haben keine Kinder, keine Enkel, keine Jobs." Angst davor, erneut ins Gefängnis zu müssen, hat sie nicht: "Da gibt es wunderbare Menschen." (Gudrun Springer, DER STANDARD, 20.2.2014)