Zählt in Online-Foren einzig das bessere Argument? "Eigentlich ein schöner Gedanke", schreibt Ingrid Brodnig in ihrem kürzlich erschienenen Buch "Der unsichtbare Mensch". "Er passt zu der hehren Idee aus den frühen Internettagen, dass wir online unsere menschlichen Makel abstreifen würden, Details wie die eigene Herkunft, die Hautfarbe, das Geschlecht keine Rolle mehr spielen müssen", meint Brodnig. Diese Anonymität wird aber auch missbraucht: Kleine Gruppen nützen Online-Foren und reißen die Deutungshoheit an sich, indem sie Andersdenkende beschimpfen und vertreiben. Für LeserInnen entsteht dann der falsche Eindruck einer Mehrheitsmeinung.

In Internet-Foren treffen Menschen aus den unterschiedlichsten Winkeln der Gesellschaft zusammen. Es gelten gleiche Voraussetzungen für alle, die sich einbringen wollen, ein egalitärer Ort, an dem soziale Hierarchien außer Kraft gesetzt werden.

Doch so einfach ist das nicht: Verborgen hinter einem Pseudonym werfen manche auch gleich ihre Umgangsformen über Bord. Wenn man den anderen nicht sieht, kommt es zum sogenannten "Enthemmungseffekt": Man sagt Dinge, die man niemandem ins Gesicht sagen würde.

Kulturtechnik Online-Forum

Wurden Sie auch schon mal im Forum getrollt oder haben erlebt, dass die Diskussion von scheinbar wenigen Usern dominiert wird? Ist die Abschaffung der Anonymität die Lösung der Probleme in Online-Foren oder macht Anonymität eine freie Debatte überhaupt erst möglich? Und haben Sie Ideen, wie die Community von derStandard.at verbessert werden kann?

Mit Ihnen diskutierten Ingrid Brodnig, Medien-Redakteurin bei der Wochenzeitung "Falter", Markus Sulzbacher, Ressortleiter Web von derStandard.at und Chris Burger, Community Manager von derStandard.at von 11 bis 12 Uhr hier im Forum.

Danke für Ihr Interesse und Ihre rege Teilnahme, wir freuen uns, wenn Sie noch weiterdiskutieren. Ingrid Brodnig wird – so die Zeit es zulässt – im Laufe des Tages auch noch einmal vorbeischauen.

Ingrid Brodnig (Foto: STANDARD/Cremer)
Foto: STANDARD/cremer