Bild nicht mehr verfügbar.

Scot Rossillo, Erfinder des "Cragel", präsentiert in New York seine Kreation.

Foto: APA/dpa/Laurence Thio

Bild nicht mehr verfügbar.

Der "Cragel" in Nahaufnahme.

Foto: APA/dpa/Laurence Thio

Von außen sieht er aus wie ein Bagel, von innen wie ein Croissant. "Cragel" sagt sein Erfinder Scot Rossillo dazu. Das goldbraune Gebäck mit Loch in der Mitte sieht zwar aus wie ein Missgeschick, ist aber alles andere als das.

Rossillo folgt damit einem neuen Trend der New Yorker Gastronomie: Hybrid Food. Zwei Speisen werden miteinander gekreuzt, das Ergebnis ist ein Zwitter-Snack.

Beides in einem

Rossillo verteilt Kostproben in seinem Geschäft "The Bagel Store" im New Yorker Viertel Williamsburg. Dabei hätte er das gar nicht mehr nötig. Anfang des Jahres wurden Internet-Blogger auf das Gebäck aufmerksam, dann Lokalzeitungen und Fernsehsender.

Jetzt wollen große Bäckereiketten ihm das Rezept abkaufen. "Hybrid Food ist neu und aufregend. Gleichzeitig setzt es auf Tradition. In Amerika sind Bagel und Croissant das beliebteste Essen zum Frühstück. Mit dem Cragel kann man jetzt beides in einem haben", sagt Rossillo. "Und das richtige Timing ist natürlich auch wichtig."

Trendforscherin Irma Zandl von der New Yorker Marktforschungsagentur Zandl Group sieht die Zeit für Experimente beim Essen gekommen: "Die Konsumenten setzen sich mehr mit Essenskultur auseinander, sind sehr neugierig und wollen immer auf dem neusten Stand sein", sagt sie. Dazu beigetragen hätten Kochsendungen im Fernsehen und junge Köche, die ihre Restaurants und ihr Essen anders inszenierten.

Verantwortlich für den Hype: Der Cronut

Dass Hybrid Food so beliebt ist, dafür ist auch der Cronut verantwortlich. Die Mischung aus Croissant und Donut löste im vergangenen Jahr einen Hype aus: New Yorker warteten Stunden in der Schlange vor der Bäckerei, einige übernachteten sogar dort. Weil die Anzahl der Cronuts begrenzt war, stiegen die Preise auf dem "Schwarzmarkt" auf bis zu 80 Dollar (etwa 58 Euro) pro Stück. Bäckereien weltweit kopierten die Teigrolle.

Die heißesten Anwärter für den Hybrid-Snack 2014 findet man in der Markthalle für Delikatessen "Smorgasburg" in Brooklyn. Hier treffen sich Kreativköche und Feinschmecker. "So was ist einfach einzigartig. Du beißt erst in die knusprigen Nudeln, dann kommt das Fleisch mit etwas Sojasoße", schwärmt Brian. Er hält einen "Ramen Burger" in der Hand. Die Idee des Burger-Hybrids: Der Burger benutzt Ramen, das sind japanische Nudeln, statt Hamburgerbrot. Er sei mit seiner Frau auf den Delikatessenmarkt gekommen, um etwas wirklich Ausgefallenes zu kosten, sagt Brian.

Nicht weit weg von den beiden steht Michael Bagley und wartet auf Kundschaft. Vor ihm stehen Bruffins. "Das ist ein Brioche gekreuzt mit einem Muffin. Außerdem haben sie eine Füllung. Das ist eine richtige Mahlzeit in einem Muffin", sagt Bagley. Kleine Flaggen von Italien, Spanien und den USA ragen aus den Bruffins. Der Italien-Bruffin ist mit Salami, Parmesan und Pesto gefüllt. Bald will Bagley eine Bruffin-Bar in New York eröffnen, er hofft auf internationalen Erfolg. "Wir sind einfach noch vielseitiger als der Cronut", sagt Bagley.

Stark in sozialen Netzwerken

Egal ob Cragel, Bruffin oder Ramen-Burger: Die Erfinder des Hybrid Food erklären ihren Erfolg gern damit, dass ihr Produkt originell ist. Doch sie verlassen sich nicht nur auf ihre Kreativität. Alle vermarkten ihre Snacks im Internet. Für Zandl ist das der Hauptgrund für den Trend um die Zwitter-Snacks. "Viele Menschen stellen Fotos ihrer Mahlzeiten und Snacks auf sozialen Netzwerken wie Instagram, Facebook und Twitter ein", sagt Zandl.

Die Bedeutung von Social Media für die Gastronomie hat laut Zandl stark zugenommen. Die Kunden können nicht nur die Snacks probieren, sondern auch mit ihren Freunden und Bekannten darüber diskutieren. Sie zeigen ihrem Umfeld, dass sie Teil eines Trends sind und tragen gleichzeitig dazu bei, dass sich der Hype um bestimmte Produkte beschleunigt.

Ein eigener Medienberater für den Bruffin

Wenige Restaurants nutzen Social Media bisher so aktiv wie die Hybrid-Köche. Das Team von "Ramen Burger" postet kontinuierlich Fotos auf Instagram und vernetzt sich mit Bloggern und Kunden auf Twitter. Für den Bruffin wurde eigens ein Medienberater eingestellt, der das Gebäck im Netz anpreisen soll. Auch Rossillo macht auf Facebook Werbung für seinen Cragel und lässt Kunden seine Kreationen kommentieren.

Im Keller unter seinem Geschäft knetet er gerade einen neuen Teig und mischt Schokolade hinein - bald will er einen süßen Cragel verkaufen. Die wichtigste Zutat liegt dabei direkt neben seinem Nudelholz: ein Tablet-Computer - ständig mit dem Netz verbunden. (APA/dpa/red/Laurence Thio)