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Löscharbeiten nach dem Anschlag.

Foto: AP/Malla

Beirut/Damaskus - Der Libanon versinkt immer tiefer im Strudel des syrischen Bürgerkrieges. Bei verheerenden Bombenanschlägen kamen am Mittwoch in der Hauptstadt Beirut acht Menschen ums Leben. Mehr als 100 Menschen wurden zudem nach Angaben von Gesundheitsminister Wael Abu Faur verletzt, als zwei Selbstmordattentäter in dem südlichen Schiiten-Viertel Bir Hassan kurz hintereinander zwei Autobomben zündeten.

Die Terroristen rissen laut Augenzeugen einen Polizisten und vier Zivilisten mit in den Tod. Eine weitere Person erlag wenig später ihren Verletzungen.

Hisbollah-Hochburg

Bir Hassan gilt als Hochburg der pro-iranischen Hisbollah-Bewegung. Nach dem Anschlag tauchte im Kurznachrichtendienst Twitter ein Bekennerschreiben im Namen einer Gruppe auf, die sich Abdullah-Assam-Brigaden nennt. Darin hieß es: "Wir werden unseren Kampf gegen den Iran und seine Miliz solange fortsetzen, bis sie aus Syrien abziehen." Der frühere Anführer der Brigaden, der Saudi Majid al-Majid, war im Jänner in Beirut verhaftet worden. Er starb kurz darauf im Gefängnis - angeblich an Nierenversagen.

Ein Offizier der libanesischen Armee am Tatort sagte der Nachrichtenagentur dpa, der erste Attentäter habe seine Bombe vor einem Süßigkeiten-Geschäft gezündet. Sein Komplize habe kurz darauf an einer Straßensperre, die zum Schutz eines iranischen Kulturzentrums in dem Viertel errichtet worden war, die zweite Autobombe zur Explosion gebracht. Einige Mitarbeiter des Kulturzentrums seien leicht verletzt worden, berichtete der Nachrichtensender Al-Arabiya unter Berufung auf die iranische Botschaft in Beirut.

Waisenkinder unter den Opfern

Unter den Verletzten waren nach Angaben von Helfern auch Kinder aus einem nahe gelegenen Waisenhaus. Der Gesundheitsminister sagte, am Tatort seien Leichenteile gefunden worden, die von zwei Selbstmordattentätern stammen könnten.

In den vergangenen Monaten hatte es bereits mehrere Anschläge in Bezirken mit einem hohen Anteil von Hisbollah-Anhängern gegeben. Zu einigen dieser Anschläge hatten sich sunnitische Extremistengruppen bekannt. Diese begründeten die Gewalt mit der Beteiligung der Hisbollah-Milizionäre am Bürgerkrieg im benachbarten Syrien. Die vom Iran aufgerüstete Hisbollah kämpft im syrischen Bürgerkrieg auf der Seite der Truppen von Präsident Bashar al-Assad.

Anschlag auf Botschaft

Der Anschlag in Bir Hassan ähnelt einem Sprengstoffanschlag vor der iranischen Botschaft in Beirut vom vergangenen November, zu dem sich ebenfalls die Abdullah-Assam-Brigaden bekannt hatten. Damals hatten zwei Selbstmordattentäter 23 Menschen getötet, unter ihnen ein iranischer Diplomat.

Der ehemalige Ministerpräsident Saad Hariri rief seine Landsleute auf, sich hinter die Regierung zu stellen, die diese Woche von Parteien der beiden verfeindeten politischen Lager gebildet worden waren. An die Hisbollah appellierte er, ihre Kämpfer aus Syrien zurückzuholen.

Die iranische Außenamtssprecherin Marsieh Afcham beschuldigte Israel, an dem Sprengstoffanschlag in Beirut beteiligt gewesen zu sein: "Es ist eindeutig, dass zionistische Kreise mit diesem Terroranschlag das Ziel verfolgen, Sicherheit und Stabilität in Libanon zu verhindern", sagte die Sprecherin laut Nachrichtenagentur Mehr. (APA, 19.2.2014)