Beim Garteln sind keine Chemiebomben vonnöten. 

Foto: Heribert Corn

Wien - "Vor einem Jahr sind wir noch mit ziemlichem Bauchweh dagesessen" , erinnert sich Alois Wichtl. Damals hatte er als Geschäftsführer von Bellaflora angekündigt, dass in den Gartencentern ab sofort keine Pestizide oder Herbizide mehr angeboten würden - und hatte nicht gewusst, wie die Kunden darauf reagieren würden.

Inzwischen haben die Kunden reagiert, und zwar vollkommen anders, als befürchtet: Es gab keinerlei Einbrüche bei den Umsätzen, sondern ganz im Gegenteil. Seit der Umstellung auf biologische Pflanzenschutzmittel verkauft das Unternehmen in diesem Segment mehr als je zuvor. Die verkauften Mengen wurden im Vorjahr um 20 Prozent gesteigert.

Ein Jahr später sitzt Wichtl nun deutlich entspannter da und hat ein sehr gutes Bauchgefühl, als er verkündet: Ab sofort verkauft Bellaflora auch keinen Kunstdünger mehr.

Gefahr, dass Nährstoffe ausgewaschen werden

"Das gilt nicht nur für unsere Eigenmarken: Auch Fremdmarken müssen bei uns nun den Biorichtlinien entsprechen", erläutert Isabella Hollerer, Leiterin des Bereichs Nachhaltige Entwicklung bei Bellaflora. Chemisch-synthetische Dünger würden mit der Zeit die strukturellen und physikalischen Eigenschaften des Bodens verschlechtern - und es findet vor allem kein Humusaufbau mehr statt, erläutert Hollerer die Gründe für den Umstieg.

Außerdem besteht die Gefahr, dass Nährstoffe ausgewaschen werden und Gewässer überdüngen, ergänzt Dominik Linhard von der Umweltschutzorganisation Global 2000. Überdies hätten chemisch-synthetische Dünger einfach einen zu großen ökologischen "Rucksack": Der Hauptnährstoff Stickstoff wird unter sehr hohem Energieeinsatz - meist Erdgas - hergestellt. Kalium und Phosphor wiederum sind nichterneuerbare Rohstoffe, und beim Abbau mineralischer Salze werden ganze Landstriche in Mitleidenschaft gezogen.

Neue Entwicklung "Braunkorn"

Nicht so bei der organischen Düngung: Hier gelangen die Nährstoffe gebunden in den Boden und werden erst durch Bodenlebewesen für die Pflanzen nutzbar gemacht: "Nämlich genau dann, wenn sie gebraucht werden - wenn es warm und feucht ist", erklärt Hollerer.

Grundsätzlich ist eine Düngung mit dem eigenen Kompost im Garten am sinnvollsten. Und was den Verkauf im Gartencenter betrifft, hat Bellaflora anstelle des nun ausgelisteten "Blaukorns" - dem bekanntesten und beliebtesten Kunstdünger - gemeinsam mit einem Hersteller ein eigenes "Braunkorn" entwickelt. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 19.2.2014)