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Foto: apa/schlager
Wien - US-Touristen, die über die Südautobahn Wien ansteuern, müssen spätestens bei der Shopping City überzeugt sein, dass sie jetzt wirklich gleich da sind. Was sich da vor ihnen auftürmt, kann eigentlich nur das Zentrum einer Stadt sein. Ist es aber nicht. Was in einer amerikanischen Stadt logischerweise Downtown wäre, steht in Wien - das anders ist - am Stadtrand. Weniger noch: Dieses neue Stadtviertel ist nicht einmal ordentlich an öffentliche Verkehrsmittel angeschlossen.

Tatsächlich ist die Skyline, die hier in den letzten Jahren Gestalt angenommen hat, die wohl imposanteste Veränderung im Gesicht dieser Stadt. Begonnen hatte es mit dem 138 Meter hohen Twin-Tower; zwei Bürotürme, die das bisherige Wienerberg-Hochhaus mit einem Mal vergleichsweise mickrig "unten" stehen ließen. Dann schossen die Wohnhäuser daneben in die Höhe, die bis 2005 fertig gestellt werden sollen. Die Rohbauten der - bis zu 90 Meter hohen - Hochhäuser sind bereits fertig, vergangene Woche wurden die Schlüssel für die ersten 100 Wohnungen übergeben. Insgesamt werden noch zehnmal so viele Wohnungen hier entstehen - insgesamt rund 1100.

In diesem neuen Stadtteil werden also mehr als 3000 Menschen leben, die in der Wienerberg City eine Infrastruktur vorfinden werden - von Einkaufsmöglichkeiten bis hin zum Kinocenter im Keller des Twin-Towers. Trotzdem aber sind schon jetzt genug Menschen täglich unterwegs, die in der Wienerberg City, im Gewerbepark oder in den Gebäuden rundherum arbeiten. Bald werden noch viel mehr unterwegs sein - jene die hier leben.

An den "Öffis" vorbei

Die einzige Anbindung an diesen gewaltigen Komplex sind Busse, die in Richtung Meidling zur Philadelphiabrücke zuckeln. Und obwohl dies von Anfang an gefordert wurde, war es bisher nicht möglich, die Straßenbahnlinie 65 um diese eine Station zum Wienerberg zu verlängern. Jetzt heißt es, es werden direkte Busanbindungen überlegt.

Dabei gab es schon im ersten Wiener Hochhauskonzept die klare Richtlinie: Eine deutliche Höhenentwicklung soll nur dort erlaubt werden, wo es auch Knotenpunkte hochrangiger Verkehrsmittel gibt.

Die Realität ist jedenfalls einmal etwas Neues bei der Wiener Stadtplanung. Bisher wurden gelegentlich U-Bahnen an Bahnhöfen vorbeigebaut. Wie etwa die U1, die den Südbahnhof glatt verfehlte. Oder die Stadtbahn, die beim Umbau zur U6 vom Westbahnhof weggerückt wurde. Oder die U4, die am Franz-Josefs-Bahnhof vorbeizischte.

Nun das Novum vom Wienerberg: Hier wurden nachträglich die Hochhäuser an der U-Bahn in Meidling oder am Reumannplatz vorbeierrichtet. Da kann man halt nichts machen, wenn die richtigen Leute ein Grundstück am falschen Ort verwerten wollen.

Aus Fehlern wird man vielleicht klug - aber das heißt noch lange nicht, dass man es beim nächsten Mal anders machen muss. Es ist nicht weit von hier bis zum Verteilerkreis Favoriten. In dessen Nähe wurde bereits die Südosttangente überplattet, damit darauf wieder ein neuer Stadtteil mit entsprechender Höhenentwicklung entstehe. Monte Laa wird der klingend genannt. Das werden schon wieder rund 1000 Wohnungen sowie Bürobauten sein, die über und neben der Tangente entstehen.

Die geplante Anbindung für dieses neue Stadtviertel namens Monte Laa: eine Buslinie. Aber die Skyline wird sicher wieder schön anzuschauen sein. (Roman Freihsl/DER STANDARD; Printausgabe, 15.8.2003)