Wien - "Ich weiß, dass er darüber nachdenkt. Aber er hat sich diesbezüglich noch nicht entschieden." Samstagmittag war Voest-Präsident Rudolf Streicher offenbar bereits informiert und bestätigte im ORF-Hörfunk einen STANDARD-Bericht, wonach Voest-General Franz Struzl plane, in der Aufsichtsratssitzung am 25. September seinen Rücktritt bekannt zu geben.

Donnerstagabend hatte er dies noch verneint, obwohl andere Aufsichtsräte davon wussten. Streicher, der Struzl trotz der umstrittenen Aktienkäufe - mit allen anderen Kapitalvertretern - das Vertrauen ausgesprochen hat, weiß auch, warum der Voest-Chef zu Jahresende ausscheiden will: "Es ist eine Kampagne im Gang, die ein Mann, der sich solche Verdienste um das Unternehmen erworben hat, nicht notwendig hat."

Schriftliche Zusage

Ganz aus freien Stücken dürfte der Rückzug nicht erfolgen. ÖIAG-Kreisen zufolge soll die Staatsholding, mit 34,7 Prozent größter Voest-Aktionär, Struzl vor der Aufsichtsratssitzung in der Vorwoche eine schriftliche Zusage abverlangt haben, dass er seine Funktion binnen weniger Monate freiwillig zurücklegen werde. Dies wäre bemerkenswert, war die ÖIAG über die nicht genehmigten Käufe von VAE-Aktien durch den Voest-Chef doch seit Juli 2002 informiert - und zwar in Person von Vorstand und Voest-Personalausschuss-Mitglied Rainer Wieltsch.

Die ÖIAG war am Sonntag für eine Stellungnahme dazu nicht erreichbar. (ung/DER STANDARD PRINT-Ausgabe, 18.8.2003)