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New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg riet seinen Mitbürgern, den Tag frei zu nehmen.

Foto: REUTERS/Peter Morgan
New York/Detroit/Cleveland - New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg gab gute Ratschläge: "Betrachten Sie den Stromausfall als so etwas wie einen Schneesturm", riet er den Bürgern seiner Stadt. Die New Yorker sollten sich ein wenig Ruhe gönnen und sich frei nehmen. Die Unternehmen hätten Verständnis.

Mehr bleibt vielen Firmen in New York, Detroit, Cleveland und anderen Metropolen im Nordosten der USA und in Kanada auch nicht übrig. Der Stromausfall hatte vielerorts die Produktion in Industrie-und Handwerksbetrieben zum Erliegen gebracht.

Die Zentralen der großen Autokonzerne in Detroit mussten wegen Strommangel geschlossen werden, die Produktion wurde gestoppt.

Auch der Discount-Riese Wal-Mart musste Dutzende seiner Filialen schließen, weil das Kassensystem nicht mehr funktionierte. In Detroit erloschen zum ersten Mal seit der Eröffnung die Lichter des Kasinos von MGM Grand's. Im Cedar Point Freizeitpark in Sandusky, Ohio, stoppten die Wagons der Achterbahn und die Karussells.

Am härtesten aber waren die Transportgesellschaften betroffen. An Flughäfen, Bahnhöfen und in U-Bahn-Schächten herrschte Stillstand. American Airlines musste alle Verbindungen zu den elf wichtigsten Knotenpunkte im Nordosten der USA und Kanada streichen.

Weniger gravierende Folgen hatte der Stromausfall für die Banken. So funkte die US-Notenbank bereits Entwarnung: Die landesweite Versorgung mit Bargeld sei in jedem Fall gesichert. Denn das elektronische Transfersystem, über das pro Tag 1,6 Billionen Dollar laufen, laufe bis auf die vom Stromausfall betroffenen Gebiete störungsfrei.

Auch die Wall Street nahm den Handel wie gewohnt auf. Allenfalls auf Einzelwerte wirke sich die Katastrophe aus, der Gesamtmarkt orientiere sich aber nicht daran, heißt es.

Von den Privatbanken gab zunächst nur J. P. Morgan Chase eine gravierendere Störung bekannt. Einige Bereiche des Netzwerks seien ausgefallen, sagte ein Sprecher. Vorübergehend würden deshalb die Geldautomaten in einigen Gebieten nicht funktionieren.

Ölpreis zog an

Eine weitere wirtschaftliche Konsequenz des Notfalls: Der Ölpreis stieg am Freitag. Ein Barrel Nordsee-Brent kostete Freitagmittag 29,22 Dollar und war um 35 Cent teurer als zu Handelsschluss am Vortag. Allerding erwarteten US-Experten auch hier keine längerfristigen Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft. In Kanada und den USA waren in den betroffenen Regionen Raffinerien ausgefallen.

Über den Ausfall eines großen Geschäfts müssen sich dagegen die Mobilfunkgesellschaften ärgern. Zwar funktionierten die meisten Antennenanlagen trotz des Stromausfalls einwandfrei - doch als der Strom ausfiel, griffen die New Yorker zu ihrem Handy, um Familie oder Freunde zu benachrichtigen. Die große Nachfrage machte dem Netzwerk schlagartig den Garaus.

Die Atomkraftwerke des Bundesstaates New York, die heruntergefahren wurden, blieben am Freitag abgeschaltet, erklärte der Chef des New Yorker Betreibers NYISO, William Museler. (Reuters, red/DER STANDARD, Printausgabe, 16./17.8.2003)