Bagdad - Die Streitkräfte der Besatzungtruppen im Irak scheinen mit der Berichterstattung über ihre Truppeneinsätze unzufrieden zu sein. Am Donnerstagmorgen erließen sie eine Verordnung, die die Beobachtung von Militäraktionen durch Journalisten einschränken sollte. Wenige Stunden, nachdem der amerikanische Dienst der Nachrichtenagentur AP darüber berichtet hatte, wurde die Anordnung jedoch wieder aufgehoben. Unterdessen forderten Bewohner eines Bagdader Stadtteils, in dem US-Soldaten am Mittwoch einen Demonstranten erschossen, den Abzug der Truppen.

Die Verordnung war zunächst von einer Sprecherin der 4. US-Infanterie-Division in Tikrit, Josslyn Aberle, bekannt gegeben worden. Ihre Einheit wird von einer besonders großen Anzahl von Reportern begleitet, weil sie besonders aktiv an der Suche nach dem ehemaligen Staatschef Saddam Hussein und seinen Anhängern beteiligt ist.

Verordnung "fürs erste" wieder aufgehoben

Aberle erklärte, Journalisten dürften die US-Streitkräfte wahrscheinlich nur noch bei Routine-Patrouillen begleiten - und auch dies nur mit Zustimmung der Kommandanten vor Ort. Thurmond dagegen bezeichnete die Verordnung als reine Sicherheitsmaßnahme und versicherte, man werde den Journalisten weiterhin so weit wie möglich Zugang zu Truppeneinsätzen gewähren. Wenig später erklärten beide Sprecher jedoch, die Verordnung sei "fürs erste" wieder aufgehoben worden.

Noch im Juni hatte sich das US-Verteidigungsministerium mit der Strategie, die Truppen von Journalisten begleiten zu lassen, äußerst zufrieden gezeigt. In letzter Zeit wurden aber zunehmend Beschwerden der irakischen Bevölkerung über die US-Soldaten bekannt, die sich über nächtliche Razzien und Leibesvisitationen bei Frauen beklagten. Überdies steigt die Zahl getöteter irakischer Zivilisten, die von US-Soldaten oft fälschlich als Bedrohung betrachtet und erschossen wurden.

Schiiten-Gruppe demonstriert für Abzug der US-Truppen aus Sadr City

Eine Schiiten-Gruppe forderte am Donnerstag den Abzug der US-Truppen aus dem Bagdader Armenviertel Sadr City, wo Soldaten am Mittwoch einen Demonstranten getötet und vier verletzt hatten. Sie hatten während einer Kundgebung in die Menge gefeuert. Wie ein US-Militärsprecher mitteilte, war zuvor eine Mörsergranate in Richtung der Soldaten abgefeuert worden. Sie seien außerdem mit Steinen beworfen worden.

Anlass der Demonstration war offenbar, dass ein US-Militärhubschrauber eine islamische Fahne von einem Fernmeldeturm heruntergerissen hatte. Ein US-Militärsprecher sagte, das Banner sei von den Rotorblättern des Helikopters unbeabsichtigt herabgeweht worden. Ein der Fernsehnachrichtenagentur APTN zugänglich gemachtes Amateurvideo zeigt jedoch einen Hubschrauber, der wenige Meter über dem Turm schwebt und offenbar versucht, das Banner herunterzureißen. Die US-Streitkräfte entschuldigten sich am Donnerstag in einer schriftlichen Erklärung, die in Sadr City verteilt wurde.(APA/AP/dpa)