London/Wien - Möglichen Sprengstoff für die
Gentechnik-Debatte in der Landwirtschaft bergen Labor-Studien des
Semiarid Prairie Agricultural Research Centre Saskatchewan in Kanada,
wonach das Herbizid "Glyphosat" Pilzinfektionen bei Getreide fördern
könnte. Der Wirkstoff wird nämlich nicht nur seit Jahren als
Breitband-Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt, er ist auch Teil von
Gentechnik-Systemen, bei denen Nutzpflanzen gegen das Herbizid immun
gemacht werden. Die Studie wurde in der jüngsten Ausgabe der
Wissenschaftszeitschrift "New Scientist" veröffentlicht.
Glyphosat gilt als äußerst wirksames Herbizid, das aber relativ
rasch in der Umwelt abgebaut. Seit rund 25 Jahren wird es daher etwa
eingesetzt, um Bahndämme pflanzenfrei zu halten. Aber auch die
Gentechniker machen sich mittlerweile den Wirkstoff zu nutzte: So
werden etwa Getreide, Sojabohnen oder Mais gentechnisch gegen
Glyphosat immun gemacht. Sind die veränderten Pflanzen dann auf dem
Feld, kann der Landwirt mittels des Herbizids alle andere Pflanzen
vernichten, ohne seiner gewünschten Nutzpflanze zu schaden.
Laborversuche
Nun zeigen aber die Laborversuche, dass das Glyphosat so genannte
Ährenfusarionsen bei Getreide, speziell bei Weizen, fördern dürfte.
Hervorgerufen werden sie von Pilzen (Fusarien), welche die Reifung
der Ähren hemmen und so zu Ausfällen führen. Daneben geben die Pilze
aber auch Giftstoffe (Mykotoxine) ab, so können ganze Ernten
unbrauchbar werden.
Wie das Glyphosat das Pilzwachstum fördert, ist noch nicht
geklärt. Es könnte aber sein, dass durch das Herbizid mehr
abgestorbenes Pflanzenmaterial in den Boden gelangt und dadurch das
Pilzwachstum angeregt werden. Die Forscher betonen, dass die
bisherigen Ergebnisse auf Laborexperimenten beruhen und nun erst
einmal Freilandversuche durchgeführt werden müssten, um genaue
Aussagen treffen zu können.
(APA)