Die Deutsche Telekom hat zur Jahresmitte mit einem deutlichen Gewinn überrascht. Wie das Unternehmen am Donnerstag in Bonn mitteilte, machte es im zweiten Quartal einen Nettogewinn von 256 Mio. Euro. Experten hatten mit einem Verlust gerechnet. Konzernchef Kai-Uwe Ricke wollte trotz der guten Zahlen die Prognose für das Gesamtjahr aber nicht anheben. Er erwarte weiter eine "schwarze Null", sagte er. Für die knapp drei Mio. Kleinaktionäre, den Hauptaktionär Bund und Großinvestoren wird es deshalb wohl auch für 2003 keine Dividende geben, sondern frühestens wieder für 2004.

"Das Jahr 2003 ist bisher wirklich gut angelaufen, aber es ist noch lange nicht vorbei"

Der Umsatz der Telekom stieg im ersten Halbjahr um 5,7 Prozent auf 27,2 Mrd. Euro. Ricke wertete die Zahlen als Beleg, dass die Neuausrichtung des Konzerns "klare Wirkung" zeige. "Kein anderes vergleichbares Unternehmen unserer Industrie hat beim Umsatz stärker zugelegt." Dennoch warnte der Konzernchef vor "übertriebenen Erwartungen". "Das Jahr 2003 ist bisher wirklich gut angelaufen, aber es ist noch lange nicht vorbei", sagte Ricke, der im vergangenen November Nachfolger des zurückgetretenen Ron Sommer wurde. Die konjunkturelle Lage habe sich "bisher noch nicht entspannt".

Positiv werde sich im zweiten Halbjahr aber die Erhöhung der Grundgebühr im Festnetz um fast zwei Euro oder 14 Prozent pro Anschluss auswirken. Sie werde beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) mit Mehreinnahmen von hundert Mio. Euro zu Buche schlagen.

Wachstumsmotor T-Mobile

Stärkster Wachstumsmotor des Konzerns war Ricke zufolge die Mobilfunksparte T-Mobile, die ihren Umsatz im ersten Halbjahr im Vorjahresvergleich um 19 Prozent auf 10,9 Mrd. Euro steigern konnte. Besonders in den USA habe T-Mobile deutlich zugelegt. Dort sei die Zahl der Vertragskunden um rund 1,6 Mio. auf nunmehr über elf Mio. gestiegen. Zum Start des multimediafähigen UMTS-Mobilfunks sagte Ricke, das Unternehmen sei "gut unterwegs." Allerdings stehe die "finale Beurteilung" noch aus, wann und wie das Unternehmen auf den Markt gehe.

Im gesamten ersten Halbjahr betrug der Konzernüberschuss nun 1,1 Mrd. Euro, nachdem im ersten Quartal Sonderfaktoren wie der Verkauf der verbliebenen Kabelnetze einen deutlichen Gewinn beschert hatten. Im Jahr 2002 hatte die Telekom wegen hoher Abschreibungen auf Firmenbeteiligungen und UMTS-Mobilfunklizenzen einen Rekordverlust von 24,6 Mrd. Euro ausweisen müssen.

Auch beim Schuldenabbau kam das Unternehmen laut Ricke voran. Ende Juni betrugen die Verbindlichkeiten noch 53 Mrd. Euro. Dies waren 3,3 Mrd. Euro weniger als Ende März. Die Telekom habe damit zur Jahresmitte praktisch das Entschuldungsvolumen erreicht, das der Konzern sich bis zum Jahresende vorgenommen habe, betonte Ricke. Ziel ist eine Verringerung auf 50 Mrd. Euro.

Keine Dividende

Trotz der besseren Zahlen wird wohl auch in diesem Jahr für die Aktionäre keine Dividende abfallen. "Der Vorstand strebt an, für das Jahr 2004, zahlbar im Jahr 2005, wieder eine Dividende auszuschütten", erklärte das Unternehmen. Die Telekom hatte wegen des Rekordverlustes bereits für das vergangene Jahr auf eine Ausschüttung verzichtet. Dadurch sparte der Konzern 1,6 Mrd. Euro. (APA)