London - Wenn Mathematiker von schönen Formeln schwärmen, hat das einen guten Grund, wie britische Forscher herausfanden. Eine Kartierung der Gehirnaktivität beim Betrachten von Formeln brachte erstaunliche Ergebnisse: Manche der Formeln regten die gleichen Gehirnregionen an wie der Anblick eines Gemäldes oder das Hören einer Symphonie, heißt es in der Studie, die aktuell im Fachblatt "Frontiers in Human Neuroscience" veröffentlicht wurde.

Die Forscher um Zemir Zeki vom University College London ließen 15 Mathematiker zunächst die Schönheit von 60 ausgewählten Formeln einschätzen. Nach zwei Wochen wurden die Formeln den Versuchsteilnehmern erneut vorgelegt - diesmal wurde beim Betrachten deren Gehirnaktivität im Kernspintomografen gemessen.

Aktivität im medialen orbitofrontalen Kortex

Die Ergebnisse zeigten einen eindeutigen Zusammenhang: Je schöner eine Formel zuvor eingestuft worden war, desto höher war bei der Betrachtung die Aktivität im medialen orbitofrontalen Kortex - jener Region im Großhirn, die an der Empfindung von Kunst und Musik beteiligt ist.

 "Wir haben beobachtet, dass die Gehirnaktivität sehr eng mit der Intensität der Wahrnehmung von Schönheit verbunden ist", zitiert scienceticker.info den Neurowissenschafter Zeki. Ob die Quelle dieser Wahrnehmung nun Kunst, Musik oder Mathematik sei, scheine dabei nebensächlich zu sein. Für Zeki ist damit auch eine für das Studium der Ästhetik fundamentale Frage geklärt: Ästhetische Empfindung habe eine neurobiologische Grundlage und sei messbar.

Als besonders schön nahmen die Versuchsteilnehmer übrigens eine berühmte Formel des Mathematikers Leonard Euler dar, die kurz und knapp die Zahlen 0 und 1 sowie drei fundamentale Konstanten, nämlich die Eulersche Zahl e, die Kreiszahl Pi und die imaginäre Einheit i, miteinander verknüpft. (dare, derStandard.at, 17.2.2014)