Der 30-jährige Roman Ehrlich gewann heuer den Robert-Walser-Literaturpreis.

Foto: Aylin Karadeniz

Der 1983 in Aichach (Bayern) geborene Autor Roman Ehrlich wurde für seinen Debütroman Das kalte Jahr (Dumont 2013) soeben mit dem Robert-Walser-Preis der Stadt Biel ausgezeichnet. Alle zwei Jahre wird der Literaturpreis an ein belletristisches Prosa-Erstlingswerk in deutscher oder französischer Sprache verliehen.

In Neuburg an der Donau aufgewachsen, studierte Ehrlich am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und machte seinen Master in Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin. In seinem Buch beschreibt der Wahlberliner die Ankunft eines namenlosen jungen Mannes, der sein Elternhaus in einem deutschen Küstenort aufsucht. Statt der Eltern findet er daheim lediglich einen ihm unbekannten zwölfjährigen Jungen namens Richard vor.

Davon nicht sonderlich irritiert, spricht der Icherzähler mit dem Kind über tagesaktuelle Ereignisse sowie über historische Geschehnisse und begibt sich gelegentlich ins dörfliche Treiben, wo er schon bald eine Anstellung in einem Elektrofachmarkt findet. Von wiederkehrender Bedeutung sind auch die Beschreibungen der eisigen, fast schon polarartig wirkenden Kälte am Küstenort, die der Geschichte eine atmosphärische Tristesse verleihen. Diese findet ihr Ende erst, als der Protagonist aus einem Fieberwahn erwachend, dem Dorf den Rücken kehrt und sich wieder in die Stadt begibt.

Die Jury des Schweizer Literaturpreises meint, der Roman besteche besonders durch "die Dichte der sprachlichen Bilder und den Schwebezustand des Erzählten" und sagt weiter, er sei "eine Absage an Formeln und Festlegungen und öffnet einen Raum, in dem vielfältige Deutungen möglich werden".

Wer die Intension des Autors persönlich hinterfragen möchte, dem gibt die Lesung von Roman Ehrlich heute, Dienstag, im Musil-Museum in Klagenfurt Gelegenheit dazu. Um 19.30 Uhr wird er dort aus seinem Roman lesen. (gret, DER STANDARD, 18.2.2014)