244 Tage! So lange hielt sich Nenad Bjelica am Trainersessel der Wiener Austria. Das ist sogar für Austria-Verhältnisse eine geringe Verweildauer. Aber noch lange kein Minusrekord. Walter Schachner etwa wurde trotz Tabellenführung nach 95 Tagen abserviert. Und das, obwohl er im UEFA-Cup einen 5:1-Sieg gegen Schachtjor Donezk zu verantworten hatte. Doch Manager Peter Svetits war kein ausgewiesener Freund der Kontinuität und ersetzte Schachner durch Christoph Daum. Der wiederum blieb auch nur 269 Tage im Amt. Business as usual am Verteilerkreis.

 

 

Blickt man bis 1990 zurück, so war Karl Daxbacher mit 1.309 Tagen der längstdienende Trainer der Violetten. Gefolgt von Vereinsikone Herbert Prohaska, Georg Zellhofer und Günther Kronsteiner. Nur dieses Quartett blieb länger als eine Saison im Amt. Manche gingen nach Erfolgen freiwillig, andere nach Erfolgen unfreiwillig. Die meisten jedoch wurden nach Misserfolgen gegangen. Bjelica zählt zu jener letzteren Kategorie.

 

 

Ein Punkteschnitt von 1,35 in der Meisterschaft entspricht nicht der Erwartungshaltung in Wien-Favoriten, Qualifikation für die Champions League hin oder her. Zum Verhängnis wurde Bjelica dabei auch der direkte Vergleich mit Vorgänger Peter Stöger. Der verzeichnete einen Schnitt von 2,31 Punkten. Mit demselben Kader wohlgemerkt.

Nur wenige Trainer müssen sich hinter Bjelica anstellen: der kürzlich verstorbene Wolfgang Frank (1,29), Zdenko Verdenik (1,25), Walter Skocik (1,17), Arie Haan (1) und Interimstrainer Robert Sara (0,38). Knapp vor dem Kroaten: das legendäre Duo Hörmann/Pfeffer.

 

 

Seit 1990 verbrauchte die Austria 29 Trainer. Lokalrivale Rapid kam im selben Zeitraum mit 14 aus, Sturm Graz mit 13. Die Fluktuation der Trainer ist aber nicht nur für österreichische Verhältnisse ungewöhnlich. Auch internationale Spitzenvereine pflegen längere Beziehungen zu ihren Trainern. Allen voran Manchester United. Beim englischen Traditionsverein gab Sir Alex Ferguson 26 Jahre, 7 Monate und 24 Tage die Kommandos.

 

 

Das traditionelle Hire-and-fire bei den Veilchen hat aber auch Unterhaltungsfaktor. "Auf Wiederschauen", sagte einst Egon Coordes zu ORF-Moderator Michael Berger mitten im Interview. Und bekam von drei Zusehern aufmunternden Applaus. (Philip Bauer, derStandard.at, 17.2.2014)