Eisenstadt/Wien/Wattens - Andreas Wecht, früher Manager bei der Tiroler Swarco AG, hat in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin profil seine Identität preisgegeben und noch einmal zu einer angeblichen Übergabe eines Geldkuverts an den burgenländischen Landeshauptmann Hans Niessl geäußert. Dieser weist die Vorwürfe erneut zurück und weitet nund die Anzeige aus. Der Konzern sieht wiederum eine Retourkutsche in einem Rechtsstreit.

Der frühere Banker Wecht war von 2007 bis 2010 unter anderem Finanzvorstand und Sprecher des Vorstands der Swarco-Holding. In dem Interview hält er an seiner Darstellung fest: "Niessl war zu Besuch in Wattens und hat 10.000 Euro von Swarovski (Firmenchef Manfred, Anm.) erhalten. Es war so. Punkt." Wann genau dies passiert sein soll, weiß er nicht mehr, es müsse aber vor dem 30. April 2010 geschehen sein, da er mit diesem Datum das Unternehmen verließ.

"Hol 10.000 Euro ... Das darf aber keiner wissen"

Manfred Swarovski habe ihn angewiesen, das Geld von der Bank zu holen, berichtet Wecht: "Hol' 10.000 Euro von der Raika Wattens, die sind hergerichtet! Das darf aber keiner wissen", habe die Order gelautet, so Wecht. "Ich bin dorthin, das Geld war hergerichtet, und ich habe es abgeholt." Er meint überdies, es habe sich um ein Privatkonto von Swarovski oder "eines einer seiner Stiftungen", nicht aber ein Swarco-Konto gehandelt. Das Geld habe er dann im Büro übergeben, wobei er nicht mehr genau wisse, ob an Niessl direkt oder an Swarovski.

Wecht, der Mitglied der FPÖ-Bezirksparteileitung Innsbruck-Land ist, meint zu dieser Funktion, dass er "faktisch nie politisch für die FPÖ aktiv" gewesen sei: "Ich habe dort an ein oder zwei Sitzungen teilgenommen."

Niessl dementiert vehement

Sowohl Niessl als auch die Swarco AG haben die Vorwürfe in der vergangenen Woche mehrmals und heftig zurückgewiesen. Niessl beharrt darauf, nicht in Wattens gewesen zu sein und hat mittlerweile Klagen eingereicht. Das Unternehmen prüft, ob es selbst "zusätzliche Klagschritte" einleiten soll, hieß es am Samstag in einer Aussendung.

Bei der Swarco spricht man weiter von "unwahren Anschuldigungen" und kontert: Wecht habe "in jüngster Vergangenheit gegenüber dem Unternehmen und seinen Organen - auch schriftlich - mit 'Konsequenzen' gedroht", da er von der Swarco AG geklagt worden war. Hintergrund des Rechtsstreits sei eine "nicht erfüllte Zahlungsverpflichtung", in der Folge sei "die gerichtliche Entscheidung ordnungsgemäß betrieben" worden. Wechts Vorwürfe stünden "in einem offenkundigen Zusammenhang mit diesen gerichtlich festgestellten Schulden".

Wecht will Niessl nichts Kriminelles vorwerfen

Andreas Wecht will Landeshauptmann Niessl aber nichts Kriminelles vorwerfen, hat er am Samstag betont: "Ich halte den Landeshauptmann nicht für bestechlich, ich gebe für ihn eine Ehrenerklärung ab", sagte er gegenüber dem ORF Burgenland.

"Vielleicht wurde da eine Spende vergessen"

Wecht bleibt allerdings weiter dabei, dass es in der Swarco-Firmenzentrale in Wattens eine Geldübergabe gegeben haben soll. Niessl sei dabei gewesen: "Ich glaube nicht, dass das mit Korruption zu tun hat, vielleicht wurde da eine Spende vergessen", so Wecht gegenüber dem ORF. Dass es eine "korruptive" Sache sei, habe er nie behauptet. Er habe die Angelegenheit auch "nicht ins Laufen gebracht. Wer es angestoßen hat, weiß ich nicht." Bei dem Rechtsstreit mit seinem früheren Arbeitgeber Swarco gehe es um einen "Bagatellbetrag", um einen Dienstwagen.

Niessl kündigt weitere Schritte an

Der burgenländische Landeshauptmann Niessl hat am Samstag weitere Schritte angekündigt: "Die gezinkten Karten liegen auf dem Tisch. Wir werden die Sachverhaltsdarstellung unverzüglich auf den Tiroler FPÖ-Funktionär (Wecht, Anm.) ausweiten", so Niessl in einer Aussendung. "Ab heute steht fest, dass das Nachrichtenmagazin 'profil' einer Lügengeschichte und Racheaktion eines FPÖ-Funktionärs aufgesessen ist", erklärten SPÖ-Klubobmann Christian Illedits und Landesgeschäftsführer Robert Hergovich. Statt die bisherigen Fragezeichen aufzuklären, habe sich der vermeintliche Zeuge noch tiefer in Widersprüche verstrickt. Von der behaupteten Übergabe gebe es mittlerweile die dritte Version. (APA, 15.2.2014)