"Neo Magazin" mit Jan Böhmermann.

Foto: ZDF Neo

"So richtig wichtig ist es nicht", wusste die Band Selig 1995 auf die Frage "Sag mir, ist es wichtig?" noch zu antworten. Inzwischen ist das selbst für die journalistischen Gate-Keeper nicht mehr so leicht zu sagen. Was, verdammt, sind die bedeutsamen Themen? Das Abschotten der Schweiz? Schamhaar-Revival? Bier-Nominierungen auf Facebook? Ein Muttermilchcafé in Berlin-Mitte? Die NSA hat auch Schröder abgehört?

Einer macht's richtig und geht mit der Orientierungslosigkeit einfach in die Offensive - schließlich soll das ZDF-Neo Magazin "progressive Speerspitzensendung" bleiben. Also fragt Jan Böhmermann sein langrüsseliges Orakel: "Ist das releFant?" Und der Elefant schüttelt die Ohren, trötet und tanzt und findet etwa den warmen Winter extrem releFant.

Bereits elf Mal ging donnerstags das satirische Format mit dem zum Hauptkanal strebenden "Digitalspartenqualitäts-entertainer" auf Sendung; der derbe Austeilende, aber ebenso selbstironische Böhmermann, gilt trotzdem als "ewiger Geheimtipp". Dabei hat der Anarcho im Schwiemu-Outfit (Assi William Cohn steckt im steilsten Hipster-Strick) die zweite Grimme-Preis-Nominierung eingeheimst (die erste 2013 für Roche & Böhmermann).

Die Gäste haben eher Alibifunktion, unwiderstehlich ist das Format vielmehr wegen seines Styles (das orange Wählscheibentelefon auf der Retro-Moderatoren-Kanzel ist ein Zitat aus Hallo Spencer) und dem intelligenten Sticheln gegen Medienformate: Interaktiven Abstimmungswahnsinn kontert man mit der Wahl zum besten Menschen der Welt oder bereitet anonyme Forenbeiträge szenisch als "Digitales Quartett" auf. Nicht immer, aber sehr oft zum Niederknien gut! (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 15./16.2.2014)