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SPD-Mann Sebastian Edathy unter Kinderpornoverdacht.

Foto: EPA/HANNIBAL HANSCHKE

Du fängst klein an, arbeitest dich in der Partei nach vorne, schaffst es in den Bundestag, bist auch dort fleißig, erwirbst dir Meriten, giltst als Hoffnungsträger. Und dann endlich: Dein Name wird in der Tagesschau gleich als erster genannt.

Was nach dem Traum vieler deutscher Bundestagsabgeordneter klingt, ist für Sebastian Edathy gerade zum Albtraum geworden. Denn sein politischer Werdegang hat nach der Station "Hoffnungsträger" eine desaströse Wendung genommen. Der Name des 44-Jährigen ist in aller Munde, weil er erstens Kinderpornos besessen haben soll und zweitens sein undurchsichtiger Fall auch gleich die große Koalition in eine veritable Krise stürzt.

Edathy ist der Sohn einer Deutschen und eines evangelischen Pastors, der aus Indien stammt. Er wird 1969 in Hannover geboren, studiert dort auch Soziologie und Sprachwissenschaft. In die SPD tritt er mit 20 Jahren ein. Juso-Vorsitzender im Landkreis Nienburg, Vorstandsmitglied im Unterbezirksvorstand Nienburg - Edathy durchläuft die klassische Ochsentour eines Sozialdemokraten und schafft es schließlich 1998, mit 29 Jahren, in den Deutschen Bundestag.

Dort engagiert er sich in der Migrationspolitik; der Kampf gegen Rechtsextremismus ist ihm eine Herzensangelegenheit. Er selbst bekommt 1998, bei seiner ersten Kandidatur für den Bundestag, von einem Parteifreund zu hören, man müsse abwarten, wie ein "Bewerber mit dunklem Teint" ankomme.

2005 wird Edathy Vorsitzender des Innenausschusses. Bundesweit bekannt wird er 2012, als er im Bundestag den NSU-Untersuchungsausschuss leitet - jenes Gremium, das das Versagen diverser Geheimdienste aufklären soll.

Edathy stellt alle parteipolitischen Interessen hinter die Aufklärung. Er argumentiert stets, die Hinterbliebenen der Opfer hätten das Recht zu erfahren, warum ihre Verwandten durch eine braune Terrorzelle zu Tode kamen.

Als im Herbst 2013 die große Koalition gebildet wird, wundert man sich in Berlin ein wenig, denn Aufsteiger Edathy geht bei der großen Postenvergabe leer aus. "Eigentlich will ich mich doch ändern. Eigentlich müsste ich mich ändern. Aber eigentlich will ich nicht", schreibt er zum Jahreswechsel über Vorsätze in der taz.

Im Jänner lässt er sich krankschreiben, es wird von Burn-out gemunkelt. Am 8. Februar erklärt er seinen Rückzug als Bundestagsabgeordneter. Er nennt dafür "gesundheitliche" Gründe und taucht unter. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 15.2.2014)