Ungewöhnliche Hochzeitsreise von Tigerente (Marieke Breyne) und Frosch (Nele Van den Broeck, links).

Foto: Antonova

Wien - Der Frosch ist aus Frosch, die Ente aus Holz. Mit diesem feinen Unterschied hat das tierische Pärchen in Janoschs leider vergriffenem Bilderbuch Die Tigerente und der Frosch (1988) zu leben. Auf vier Räder geschnallt ist die stets wohlgesinnt blickende Ente ihrem Freund immer zu Diensten. Das Glück ist groß (zumindest was den Frosch betrifft).

Die flämisch-österreichische Theatergruppe motschnik mit Sitz in Wien erzählt die Geschichte dieses einseitigen Glücks als freundlich-fröhliche Roadshow, leicht verändert unter dem Titel Frosch und Tigerente. Im Dschungel Wien trainiert der Frosch (Nele Van den Broeck) ein wenig mit dem Fußball, bis er sich der elegant in der Ecke kauernden Ente (Marieke Breyne) zuwendet, und es ihn zum Küssen drängt.

Auf seine Frage "Darf ich dich ein wenig küssen?" reagiert die Ente (weil aus Holz) nicht - was der Frosch als Zustimmung interpretiert und loslegt - es folgt eine der verschwenderischsten Kussszenen seit je. Er muss das alte Lied von G. G. Anderson gut studiert haben, in dem es heißt: "Nein heißt ja, wenn man lächelt so wie du".

Das Glück ist also groß (was den Frosch betrifft). Mutig buhlt er in seinen grünen Socken um die Auserkorene, bevor es auf Hochzeitsreise geht.

Erst im Actionreichtum dieser Reise tritt die Reglosigkeit der Ente deutlich zutage: Marieke Breyne hält eine Stunde lang in der Hocke und mit einem herzlich neutralen Lächeln durch, das zwischen echter Hingabe und notgedrungener Freundlichkeit changiert. Es geht an der vom Frosch gezogenen Schnur hastig von Paris über Moskau und weiter nach Australien. Einzig diese Szenenfolge war in der sonst sehr stimmigen Inszenierung aufgrund ihrer Klischees ein wenig ungelenk und durchhängend.

Die Ente bewahrt - wie zu erwarten - Haltung. Auch dann, wenn der Gatte sie in sein Unterwasserreich mit hinabzieht, wo ihr dann erstmals ihre ureigene Beschaffenheit - aus Holz - zur Trotzigkeit verhilft, und sie immer wieder auftaucht. Dafür setzen Ramic und ihr Ausstattungsteam (Reinout Dewulf und Lisa Koller) den gesamten Theatersaal unter Wasser (es bleibt trocken).

Diese Art "menschlichen Objekttheaters" arbeitet die Grenzen des Sich-verständlich-Machens zauberhaft heraus. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 14.2.2014)