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In der US-Kabelbranche übernimmt der Branchenprimus die Nummer zwei um 45 Milliarden Dollar. Die Branche steht an mehreren Fronten unter Druck, doch die Kartellwächter könnten bei dem Deal noch ein Wörtchen mitreden. New York - Überraschender Milliardencoup in der US-Kabelbranche: Der Marktführer Comcast übernimmt für 45 Milliarden Dollar (33 Mrd. Euro) den zweitgrößten Anbieter, Time Warner Cable. Damit ist der monatelange Konflikt in der US-Kabelbranche wohl gelöst. Der viergrößte Bewerber, Charter Communications, hatte versucht, Time Warner Cable zu übernehmen. Die Branche befindet sich im Umbruch und in einer Zwickmühle. Neue Konkurrenzen wie Internet-Fernsehdienst Netflix bringen die Kabelbetreiber um Kunden. Gleichzeitig versuchen Hollywood-Studios mit teuren Blockbustern die Preise für ihre produzierten Filme anzuheben.

Die Megafusion wird allerdings nicht ohne Querelen über die Bühne gehen. Wenn die Nummer eins einer Branche die Nummer zwei kauft, ist Widerstand der Kartellwächter vorprogrammiert. Offenbar versucht Comcast aber den US-Wettbewerbshütern entgegenzukommen. Ein Geschäftsbereich mit rund drei Millionen Abonnenten soll abgestoßen werden. Dann würde der neue Konzern nicht mehr als 30 Prozent Marktanteil haben. Ob das den Kartellwächtern reicht, ist noch offen. Comcast sei auch bereits dabei, mehrere Bereiche abzuspalten. Den neuen Konzern mit dann gut 30 Millionen Kunden soll Comcast-Chef Neil Smit leiten.

Für Comcast ist es bereits der zweite Milliardendeal innerhalb eines Jahres. Damals übernahm der US-Netzbetreiber für 17 Milliarden Dollar die volle Kontrolle über den Medienkonzern NBC Universal und sicherte sich damit attraktive Programminhalte wie Filme oder Serien. Insidern zufolge sollen Comcast und Time Warner Cable schon seit rund einem Jahr verhandelt haben. Der Versuch einer feindlichen Übernahme von Charter habe die Gespräche beschleunigt.

Die Übernahme soll mit dem Tausch von Aktien finanziert werden. Die Eigentümer von Time Warner Cable erhalten rund 23 Prozent der Anteile des neuen Konzerns. Bei der Übernahme von Time Warner Cable sehen Analysten viel Potenzial. Die beiden Firmen sind nämlich auf unterschiedliche Städte fokussiert. Time Warner böte für Comcast einige verlockende Wachstumsmöglichkeiten, sagte Rich Greenfield vom Brokerhaus BTIG. So erhalte Comcast Zugriff auf die Metropolen New York und Los Angeles, die für die Werbebranche besonders wichtig seien. Zudem betreibt Time Warner Cable in Los Angeles zwei lokale Sportsender, die sich begehrte Übertragungsrechte im Basketball und Baseball gesichert haben. Dennoch rutschte die Aktie nach der Ankündigung zunächst etwas ab.

Zuletzt haben die Übernahmen in einigen Branchen wieder deutlich zugenommen. Die hohe Aktivität von Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) kommt auch bei den Investmentbanken an. Während das Geschäft mit Anleihen zuletzt kräftig gefallen ist, steigt das Gebührenaufkommen bei M&A-Deals. Laut Daten von Dealogic macht dieser Geschäftsbereich so einen hohen Anteil aus wie seit 2009 nicht mehr. 28 Prozent der Umsätze im Investmentbanking werden dort verdient. (sulu, Reuters, DER STANDARD, 14.2.2014)