Mit dem Macan baut Porsche einen kompakten SUV, der sich fast schon wie ein Sportwagen fährt. Das ist die gute Nachricht. Die schlechtere: Begehrlichkeit schafft lange Wartezeiten

Das Wildpferd scheut, der Auerochse kratzt sich bedenklich mit dem Horn die Flanke, der Wisent verschluckt sich fast beim Wiederkäuen. Den Anblick sind sie noch nicht so gewohnt, sag bloß, der Cayenne hat Nachwuchs, sieht wie ein Junges von ihm aus, der Macan.

Foto: porsche

Mit Porsches neuer Baureihe sind wir am Gelände hinter den Fabrikationsstätten unterwegs, perverse Schräglagen, Hügel und Bunker auf und ab, hier hat weiland die Rote Armee geübt. Und nein, der Macan ist kein Panzer, ja jedoch, er kann durchaus Gelände, wenn ihm das wer abverlangt: (auch) das zu demonstrieren war Zweck dieser Übung bei der internationalen Präsentation.

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Mehr schon ist er daheim auf dem Rundkurs, wie sehr, de­monstriert Rallye-Legende und Porsche-Feinabstimmgenie Walter Röhrl, der Turbo röhrt, die ­Reifen quietschen, die Bremsen packen zu. Wasdennwiedenn , das soll ein SUV sein? Fährt sich glatt wie ein Sportwagen! Und damit beweist Porsche eindrucksvoll, dass die einen kompakten SUV hinbekommen, der ganz eindeutig Markengene in sich hat.

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Natürlich auch im Erscheinungsbild, für das Chefdesigner Michael Mauer verantwortlich zeichnet. Niedrig, breit, satt steht er auf den Rädern, "der Macan ist der Sportwagen im Segment" , sagt er, der Mauer, "er ist auch der Porsche im Segment" .

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Mit porsche­typischer Topografie etwa an der Haube – die ist ein gutes Beispiel, denn sie ist aus Alu, das beugt sich dem Willen des Designers nur mit hohen Kosten. Letztlich bestimmte eine gewichtige Stimme im Konzern, das Ergebnis sei die Kosten wert. Und so wurde denn diese "Traumvorstellung von klarem, puristischem Design" Realität. 

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Auch auf einem anderen Gebiet unterlagen die Groschenzähler: Erst sollte Audis mechanischer Torsen-Allrad übernommen werden (der Macan basiert bekanntlich auf dem Q5), dann aber setzte sich aufgrund überragender Performance der Hang-on-Allradantrieb mit elektronisch geregelter, kennfeldgesteuerter Lamellenkupplung durch; stammt vom österreichischen Zulieferer Magna.

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Aus- und aufrüstbar ist der Macan – das hat in dieser Liga sonst niemand – mit einer Luftfederung. Dann liegt er 15 mm geduckter als mit Stahlfederung. Und für den letzten Tick an zusätzlicher Dynamik sorgt das Porsche Torque Vectoring Plus mit elektronisch geregelter Hinterachsquersperre.

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Gefährlich ist's, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn, das wusste schon Schiller. Doch da Macan das indonesische Wort für Tiger ist, weckten wir den Leu und fühlten dem Tiger auf den Zahn (obwohl der Macan eher eine Gazelle ist – eine eierlegende Wollmilchsaugazelle). Wie scharf der ist, de­monstrierte, wie gesagt, Walter Röhrl.

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Selbst am Steuer, ist man dann hingerissen von der präzisen, vom 918 Spyder abge­leiteten Lenkung und der erfrischend agilen, zupackenden fahrdynamischen Art. Die resultiert auch aus dem Umstand, dass der Macan auf Mischbereifung setzt, vorn schmäler, hinten breiter.

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Drei Motoren stehen zur Auswahl, alle drei in höchstem Maße überzeugend, der Diesel (258 PS) sogar durch das dieseluntypische Klangbild. Und dann ritten wir Porsche-Husaren noch rasch mit 400 Pferden beim Völkerschlachtdenkmal ein.

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Napoleon, der große Schlächter, wurde vor 200 Jahren von hier verjagt, der Macan Turbo war uns ein idealer Begleiter, den wackeren Befreiungskriegern die Aufwartung zu machen. Ein großer Wurf. Der Macan. Mit ihm setzt Porsche sich ein Denkmal. Wieder einmal. Yes we Macan. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 14.2.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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