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Gratiszahnspangen soll es für 28.000 Kinder pro Jahrgang geben.

Foto: APA/OLIVER BERG

Wien - Die politische Willensbekundung, medizinisch notwendige Zahnspangen für alle unter 18-Jährigen gratis zu machen, war die eine Sache. Nun liegt es an den Verhandlungspartnern für den neuen Honorarvertrag, dem Hauptverband und der Zahnärztekammer, die Vorgabe von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) zu erfüllen. 80 Millionen Euro soll die Maßnahme laut den Berechnungen seines Ministeriums pro Jahr kosten - eine Zahl, die der Vorsitzende des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Hansjörg Schelling, im Standard bezweifelte: Seine Experten würden - konservativ geschätzt - von 114 Millionen ausgehen, sagte Schelling am Mittwoch wenige Stunden nach der (auch für ihn) überraschenden Einigung der Koalitionspartner.

Nun richtet der Gesundheitsminister besagten Verhandlungspartnern aus, dass er hohe Erwartungen in sie setzt. Einen "modernen Vertrag mit leistbaren Preisen" wünschte er sich in einem Gespräch mit der APA am Donnerstag und erklärte - für ihn ungewohnt - deutlich: "Ausreden lasse ich nicht mehr gelten."

Stögers Dilemma: Bezüglich der Honorarverhandlungen kann er sich zwar viel wünschen, er hat aber keine gesetzliche Macht, etwas zu verordnen. So räumt der Minister auch ein, dass es letztlich vom Ergebnis der Tarifverhandlungen abhängen wird, ob sich sein Budgetziel einhalten lässt. Nicht gerade erfolgsversprechend ist die Tatsache, dass sich Schelling und das Präsidium der Bundes-Zahnärztekammer schon länger ein öffentliches Gefecht um eine angebliche, gegenseitig vorhandene Nichtverhandlungsbereitschaft liefern.

Schelling wünscht sich eigentlich einen umfassenderen Kassenvertrag für die Zähne - mit dem Effekt, dass Patienten beim Zahnarztbesuch weniger tief und oft in die Tasche greifen müssen. Der aktuell gültige Honorarvertrag ist in seinen Grundzügen fast 60 Jahre alt. Vieles, was medizinisch längst State of the Art ist, wird nicht von der Kasse übernommen.

Fünf Schweregrade

Konkretere Angaben machte Stöger am Donnerstag zu der Frage, welche Zahnspangen nun wirklich gratis werden sollen. Dafür beruft er sich auf die internationale IOTN-Klassifizierung. Auf der fünfteiligen Skala sollen Fehlstellungen der Schweregrade vier und fünf auf Kassenkosten begradigt werden. Die Zuschüsse für die Grade eins bis drei könnten erhalten bleiben.

Die Befürchtung, in der Ordination könnten künftig Diskussionen zwischen Eltern und Ärzten darüber entstehen, ob ihr Kind nicht doch Gratiszahnspangen-würdig ist, versucht die Zahnärztekammer zu entkräften: Die Entscheidung obliege schließlich dem Chefarzt der Kasse. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 14.2.2014)