Washington/Paris - Das Eurokrisenland Zypern macht nach Ansicht der internationalen Geldgeber unerwartet gute Fortschritte bei der finanziellen Gesundung. Die Fachleute der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) bescheinigten dem Land am Dienstag: "Das Zypern-Programm bleibt auf Kurs, wobei die finanzpolitische Entwicklung besser ausfällt als erwartet."

Die Finanzziele für das abgelaufene Jahr seien in einem bemerkenswerten Umfang erreicht worden. Zurückzuführen sei das auf ein konsequentes Haushaltsgebaren, verbunden mit einer weniger tiefen Rezession als ursprünglich befürchtet. Die Wirtschaftsleistung des Inselstaates sackte zwar nach Schätzungen der Troika 2013 um etwa sechs Prozent ab, aber bei der letzten Prüfung hatten sie noch ein Minus von acht Prozent vorausgesagt.

Zugleich passe sich die Wirtschaft flexibel den aktuellen Bedingungen an, die durch sinkende Preise und Löhne gekennzeichnet seien. Das wiederum komme dem Arbeitsmarkt zugute, auch wenn die Arbeitslosenzahlen hoch blieben. Die Troika-Experten hatten Zypern Ende Jänner bis Anfang Februar besucht, um das Erreichen der vereinbarten Zielvorgaben für das Rettungsprogramm der Europäer und des IWF zu prüfen. Von einem positiven Gesamturteil hängt die Freigabe von 150 Mio. Euro Hilfsgeldern des Euroschutzschirms ESM und von 86 Mio. Euro des IWF ab.

Ungeachtet der relativ günstigen Entwicklung muss sich Zypern laut Troika 2014 aber auf ein weiteres Rezessionsjahr einstellen. Die Wirtschaftsleistung dürfte nochmals um 4,8 Prozent sinken, sagte sie voraus. Eine Rückkehr in die Wachstumszone erwartet die Troika 2015 mit einem Zuwachs von rund einem Prozent.

OECD unterschätzte Krise

Im Umgang mit der Krise kam am Dienstag Selbstkritik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Sie habe das Ausmaß der internationalen Wirtschaftskrise in den Jahren von 2007 bis 2012 unterschätzt. Bei Ausbruch der Krise habe sie zwar die Wachstumsprognosen nach unten korrigiert, aber nicht in ausreichendem Maße, schreibt die Organisation in einem am Dienstag in Paris veröffentlichten Bericht.

Tatsächlich habe das Wachstum in den von der OECD beobachteten Ländern im fraglichen Zeitraum durchschnittlich 1,4 Prozentpunkte unter den Prognosen gelegen. Die "größten Fehler" seien bei den Voraussagen für die angeschlagenen Länder der Eurozone gemacht worden, erklärt die Organisation. (Reuters; red, DER STANDARD, 12.2.2014)