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Zumindest neun Stunden Unterschied machen die Spiele von Sotschi zu einem Problem für das US-Fernsehen. NBC droht aber auch aus anderen Gründen ein gewaltiges Minus.

Foto: ap/Ena

New York/Wien - Gerne denkt man dieser Tage im Rockefeller Center an Vancouver zurück. Vor vier Jahren trumpfte das Team USA in Kanada groß auf, holte mit 37 Stück die weitaus meisten Medaillen. Und die im New Yorker Wahrzeichen situierte National Broadcasting Company (NBC) hatte Heldinnen und Helden sonder Zahl. Lindsey Vonn, Shani Davis, Shaun White, Julia Mancuso - sie wurden vom Host Broadcaster zur besten US-Sendezeit abgefeiert.

Das Publikum dankte mit Rekordeinschaltziffern, die allerdings nicht in entsprechende Werbeerlöse umgemünzt werden konnten. Inmitten der Finanzkrise waren die Investitionen in Höhe von 820 Millionen Dollar (590 Millionen Euro) einfach nicht zu kompensieren. NBC-Sportchef Dick Ebersol bezifferte den Verlust aus der olympischen Party mit 200 Millionen Dollar.

Zugnummern fehlen

Stiege der Sender nach Sotschi ähnlich aus, wäre das eine positive Überraschung. Für die Spiele in Russland wurden insgesamt mehr als eine Milliarde Dollar lockergemacht, 775 Millionen für die Senderechte. Dafür werden in fünf Programmen 1539 Stunden aus Sotschi berichtet - mehr als aus Turin 2006 und Vancouver zusammen. Dazu kommen 1000 Livestunden via NBCOlympics.com. Aus jeder der projektierten 5500 Werbeminuten sollen fast 200.000 Dollar (140.000 Euro) erlöst werden, womit NBC in etwa pari aussteigen könnte.

Allein, der Glaube, dass die Spiele zumindest nicht zu einem finanziellen Misserfolg geraten, schwinden zusehends. Zum einen fehlen diesmal Zugnummern wie Vonn, zum anderen bereitet der Zeitunterschied von neun Stunden grobe Probleme. Im landesweit empfangbaren Hauptprogramm zeigt NBC ab 15 Uhr die ersten Bilder des Tages. Ab 20 Uhr folgt die Primetime-Show. Um die Spannung zu halten, werden die Entscheidungen mit chancenreichen US-Sportlern erst gegen Ende der dreieinhalb Sendungsstunden präsentiert. So konnte es passieren, dass am Sonntag erst 19 Stunden nach dem Event Bode Millers achter Platz in der Abfahrt thematisiert wurde. Julia Mancusos Bronze in der Super-Kombination wurde mit zwölfstündiger Verspätung bejubelt.

"Altmodisch"

"NBCs Olympia-Berichterstattung macht einen wahnsinnig und ist altmodisch", schrieb der "Boston Globe" und spielte damit auf die Tatsache an, dass seitens des Senders eine zwar intensive Beschäftigung mit Russlands Umgang mit Homosexuellen angekündigt war, bisher aber ausgeblieben ist. "Wir sind nicht dort, um jemandem mit einem spitzen Stock ins Auge zu stechen, aber wir werden auch nicht davor zurückschrecken, darüber zu berichten", hatte Produktionsleiter Jim Bell gesagt. "Wenn Wladimir Putin seinen Hintern nicht in unser Studio bewegt, dann werden wir über die Homosexuellen-Rechte ohne ihn reden", tönte NBC-Frontmann Bob Costas. Tatsächlich wurde zunächst - angeblich aus Zeitnot - aus der Eröffnungsrede von Thomas Bach jene Passage herausgekürzt, in der der IOC-Präsident zur Toleranz während der Spiele aufgerufen hatte. (dpa, lü - DER STANDARD, 12.2. 2014)