Im Roman "Alles ist gutgegangen", berichtet die französische Schriftstellerin Emmanuèle Bernheim über die letzten Monate mit ihrem Vater.

Schlaganfall, Bettlägrigkeit und der Verlust von Autonomie: In diesem Zustand will André Bernheim nicht mehr leben und bittet seine Tochter, ihm beim "Schlussmachen" zu helfen. Damit meint er Sterbehilfe, um die er mit großer Bestimmtheit und Nachhaltigkeit immer wieder bitten wird. Das ist der Plot des eben erschienenen Buchs "Alles ist gutgegangen", einer überaus persönlichen Schilderung der renommierten französischen Schriftstellerin Emmanuèle Bernheim über die letzten Monate mit ihrem Vater.

Zunächst frappiert die Unmittelbarkeit, mit der sie sich der Problematik nähert. Schock, Ratlosigkeit und Überforderung wechseln mit unverständlichen Arztgesprächen, Bewältigung bürokratischer Hürden und Entscheidungen ab. Plötzlich kehren sich Rollen um, Nostalgie drängt sich auf, dann dominiert wieder Verzweiflung.

Sterbehilfe: Pro oder kontra

Nur der Protagonist des Buches scheint mit dem Tod nicht zu hadern. Wäre er in der Lage, würde er sich selbst umbringen. Seine Entschlossenheit in einer Gesellschaft, die sich weder mit Tod noch mit Sterbehilfe besonders stark konfrontieren will, macht ihn zum Helden, einem der kein Verständnis für die Weinerlichkeit dem Thema gegenüber haben will. Genau das zeichnet das Buch, das ein Plädoyer für die Sterbehilfe ist, auch aus.

Die Autorin hat ihrem Vater damit ein Denkmal gesetzt, ihr Roman kann aber auch als Denkanstoß gelesen werden. In Zeiten der Hightech-Medizin steigt die Chance, eines Tages zum Pflegefall zu werden. Jeder, der sich beizeiten eine Meinung betreffs dieser Situation bildet, wird besser zurechtkommen. Die Lektüre dieses Buches hilft, Position zu beziehen: pro oder kontra. (Karin Pollack, DER STANDARD, 11.2.2014)