Der überraschende Einsatz von Android könnte darauf hindeuten, dass Microsoft künftig pragmatischer vorgeht, um im hart umkämpften Handygeschäft Marktanteile zu erobern.

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So soll das Nokia-Smartphone mit Android aussehen.

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Die Android-Oberfläche von Nokia.

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Nokia vollzieht einen einschneidenden Strategieschwenk. Der finnische Konzern, der sein Handygeschäft an Microsoft verkauft, setzt bei seinem neuen Smartphone auf das Betriebssystem Android von Google. Das berichten mit den Vorgängen vertraute Personen. Der überraschende Einsatz von Android könnte darauf hindeuten, dass Microsoft künftig pragmatischer vorgeht, um im hart umkämpften Handygeschäft Marktanteile zu erobern.

Windows Phone

Die Finnen hatten vor drei Jahren angekündigt, das hauseigene Handybetriebssystem nicht mehr in den meisten Mobiltelefonen zu verbauen und stattdessen Windows Phone von Microsoft zu verwenden. Mit dem Verkauf des Handygeschäfts an den US-Konzern, der im vergangenen Jahr angekündigt wurde, zementierten die beiden Unternehmen diese enge Partnerschaft.

Marktmacht von Googles Android nimmt immer weiter zu

Eine der wichtigsten Aufgaben des neuen Microsoft-Chefs Satya Nadella besteht darin, mehr Geräte mit dem eigenen Betriebssystem zu verkaufen. Da aber die Marktmacht von Googles Android immer weiter zunimmt, könnte auch Microsoft angesichts der schwierigen Lage die Strategie ändern, um endlich mehr Smartphones zu verkaufen. Windows Phone liegt meilenweit hinter den Rivalen um Android und iOS von Apple, die im dritten Quartal auf einen Marktanteil von 95 Prozent kamen.

 Handy soll im Februar vorgestellt werden

Der neue Handy-Alleskönner von Nokia - beziehungsweise künftig dann Microsoft - solle später im Februar auf dem "Mobile World Congress" in Barcelona präsentiert werden, sagten die Informanten. Nokia-Techniker hätten schon mit der Entwicklung des Android-Phones begonnen, als Microsoft noch die Bücher der Finnen geprüft habe.

Das neue Nokia-Modell wird den Google-App-Store Play nicht unterstützen

Der neue Pragmatismus von Microsoft hat aber seine Grenzen. Das neue Nokia-Modell werde den Google-App-Store Play nicht unterstützen, bei dem Google an den Profiten beteiligt ist. Stattdessen werde das Smartphone mit einem Bündel von Services von Microsoft und Nokia ausgestattet werden, zu denen unter anderem die Navigationssoftware Here von Nokia oder das Mix Radio gehört. Google wollte sich nicht zu dem neuen Smartphone von Nokia äußern.

Anleihen an Amazon

Das Vorgehen von Nokia und Microsoft erinnert an Amazon. Der Internethändler setzt bei seinen Kindle-Tablets auf eine abgespeckte Android-Version, bei der beispielsweise zunächst keine Android-Apps zur Anwendung kommen. Während Google zwar Android entwickelt, kann die Software aber von anderen Herstellern vermarktet und auch verändert werden.

Grund: Harter Wettbewerb mit Apple und Samsung

Ein Grund für den Strategieschwenk bei Microsoft liege auch daran, dass angesichts des harten Wettbewerbs mit Apple und Samsung bei dem US-Konzern riesige Summen an Kapital aufgebraucht werden. Microsoft verfüge über erhebliche Produktionskapazitäten, die besser ausgelastet werden müssten, so Informanten. (Von SVEN GRUNDBERG und SHIRA OVIDE WSJ.de/derStandard.at, 11.2. 2014)