Lissabon ist eine dieser Städte, der man nichts übel nehmen kann. Auch wenn die Fassaden der kunstvoll dekorierten Häuser vor sich hin bröckeln und hartnäckige Kellner immer wieder versuchen Touristen ins Lokal zu locken: Die Faszination der Stadt bleibt ungebrochen.

Die westlichste Hauptstadt Europas öffnet sich dem Atlantik hin und kehrt dem Hinterland den Rücken zu. Es ist ein Ort der Entdecker und Neuanfänge, alt und weltoffen zugleich. Vieles erinnert an das goldene Zeitalter Portugals, bevor das große Erdbeben von 1755 die Stadt in die Knie zwang - Als ob es zwei Zeitrechnungen gäbe, sprechen die Lisboetas immer noch von "davor" und "danach".

Im Jänner ist Lissabon besonders schön. In den Gassen tummeln sich mehr Einheimische als Besucher und da der Winter ausgesprochen mild ist, eignen sich die Temperaturen zum Bummeln, Staunen und Entdecken.

Rua Augusta/Arco Triunfal: Die Rauchschwaden der Maronistände umhüllen die Rua Augusta in eine wohlriechende Wolke. Selbst im Jänner bieten die Lokale der Flaniermeile Sitzgelegenheiten im Freien an. Der Anblick des Triumphbogens und des dahinterliegenden Rio Tejo ist immerhin zu jeder Jahreszeit berauschend.

Foto: Evelyn Höllrigl

Baixa: Die Fassade des Hotel Imperial bröckelt - aber das ist in Lissabon nichts Neues. Es gehört dazu, wie in Wien die Melange und in London der Regen. Die bunten Kacheln, genannt Azulejos, kamen unter maurischer Herrschaft auf und sind bis heute beinahe überall vorzufinden. Azulejo kommt ursprünglich aus dem Arabischen "Al-Zuleig" und bedeutet polierter Stein.

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Alfama: Bei einem Spaziergang durch die Alfama scheint die Sonne warm im Nacken und die kleinen Cafés am Straßenrand laden zum gemütlichen Verweilen ein. Wie ein Labyrinth führen die Gassen von der Baixa verwinkelt und steil bis zum Castelo de São Jorge hinauf.

Foto: Evelyn Höllrigl

Alfama: Zwischen den Häusern und Palmen blitzt der Tejo immer wieder durch und das Surren der Fernsehantennen vermischt sich mit dem Kreischen der Möwen. Durch die hügelige Landschaft kommt man schon nach wenigen Schritten zu wunderschönen Aussichtspunkten.

Foto: Evelyn Höllrigl

Eléctricos: Ein bisschen San-Francisco-Feeling kommt in den Gassen auf, wenn die Tram "Ascensor de Glória" vorbeifährt. Seit 2002 gelten die Kreuzungen zwischen Straßen- und Seilbahn als nationale Denkmäler.

Foto: Evelyn Höllrigl

Lissabon wirkt manchmal wie ein Konglomerat aus zwei Welten. Traditionelle, alte Fassaden blättern langsam ab, während lustige Graffitti die Wände der Gebäude zieren. Alt und Neu vermischt sich dadurch zu einem einzigartigen Gespann von Quirligem und Wehmut.

Foto: Evelyn Höllrigl

Belém: Unweit vom Stadtkern erstreckt sich der Stadtteil Belém. Hier befindet sich die Hochburg des manuelinischen Stils und trotz der Jahreszeit ist dieser Teil Lissabons von Touristen gut besucht. Wohin das Auge reicht halten sich eifrig knipsende und ungeduldig anstehende Menschen auf, die das Kloster "Mosteiro dos Jerónimos" von Innen bestaunen wollen. Dabei ist allein die Fassade des Gebäudes von so feiner und filigraner Schönheit, dass es Tage benötigen würde, um alle Details der Abtei auszumachen.

Foto: Evelyn Höllrigl

Torre de Belém: Mit brennenden Fackeln wiesen früher die Wächter des Turmes einfahrenden Schiffen den Weg. Selbst das schwere Erdbeben, welches 1755 die portugiesische Hauptstadt fast vollkommen zerstörte, konnte dem Turm nichts anhaben. Mit kräftiger Eleganz steht das trutzige Bauwerk zwischen Himmel und Wasser und blickt seit 1515 gen Atlantik. Im Kerker, der sich im unteren Gewölberaum befand, standen die Gefangenen oft tagelang hüfttief im Wasser.

Foto: Evelyn Höllrigl

Padrão dos Descobrimentos:  Ein massiger, weißer Betonklotz in der Form eines Buges. Was wie ein Seefahrerdenkmal aussieht ist auch tatsächlich eines. Es wurde in den 1960er-Jahren vom Salazar-Regime zum 500. Geburtstag von Heinrich dem Seefahrer errichtet. Abendlichen Lichtspiele am Himmel lassen das massige Monument mit einem Durchmesser von 50 Metern irgendwie doch harmlos wirken.

Foto: Evelyn Höllrigl

Parque das Nações: Als würden zwei Welten zwischen der verwinkelten Innenstadt und dem Stadtteil Oriente liegen, zeigt sich der Parque das Nações ausgesprochen mondän und neu. Hier fand nämlich 1998 die Weltausstellung statt und die Lisboetas krempelten sich damals die Ärmel hoch, um der Welt zu zeigen, was modern bedeutet. Ein Streifzug entlang der weitläufigen Promenade ist, vor allem bei schönem Wetter, sehr empfehlenswert.

Foto: Evelyn Höllrigl

Sogar ein kleines bisschen Österreich lässt sich entdecken, die Seilbahn am Messegelände wurde nämlich vom Wolfurter Unternehmen "Doppelmayr" anlässlich der Weltausstellung erbaut.

Foto: Evelyn Höllrigl

Bevor die Gondel abhebt fällt der Blick noch auf den kleinen Vogelkäfig in der Station.

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Chiado: In der Innenstadt haben viele der kleinen Kioske auf den Plätzen noch geschlossen. Traditionell wird hier Wein und Ginjinha angeboten. Der portugiesische Likör aus Sauerkirschen schmeckt bitterlich und süß zugleich. Meist wird er mit der eingelegten Frucht serviert und die Kerne werden dann üblicherweise ungeniert auf den Boden gespuckt.

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Elevador de Santa Justa: Als Schüler von Gustave Eiffel wusste Raoul Mesnier de Ponsad was seinen Lehrer glücklich machen würde. So erbaute er inmitten des Stadtteils Baixa einen 42 Meter hohen Lift aus Gusseisen. Seit 1902 verbindet der Aufzug die Stadtteile Baixa und Chiado und bietet Touristen eine wunderbare Aussichtsplattform.

Foto: Evelyn Höllrigl

Eine warme Brise streift durchs Haar und füllt die Nase mit tausend Gerüchen. Der Tejo ist nicht weit entfernt und die Geräusche der Kreufahrtsschiffe tönen leise in der Ferne. Dank der Jahreszeit sind kaum Menschen auf der Plattform anzutreffen und die Aussicht kann mit allen Sinnen geossen werden.

Foto: Evelyn Höllrigl

Was in Italien die Brücken, sind in Portugal die Aussichtsplattformen. Verliebte Paare hängen ihre Liebesschlösser über den Dächern der Stadt auf - damit jeder sie sehen kann.

Foto: Evelyn Höllrigl

Eigentlich ist der Jänner der kälteste Monat im Jahr, doch selbst im tiefsten Winter verliert Lissabon das südliche Flair nicht. Palmen ragen gegen den kobaltblauen Himmel und kündigen an, dass der nächste Sommer wohl nur wenige Wochen entfernt ist.

Foto: Evelyn Höllrigl

Sintra:Inmitten der grünen Berglanschaft liegt, 20 Kilometer von Lissabon entfernt, das beschauliche Städtchen Sintra und ist einen Tagesausflug auf alle Fälle wert. Bekannt ist der Ort wegen seiner zum Teil jahrhundertealten Paläste - wie die Ruine Castelo dos Mouros, die durch den Nebel hindurch über Sintra thront.

Foto: Evelyn Höllrigl

Sintra: Selbst das diesige Wetter drückt nicht auf die Stimmung, denn der Nebel verleiht den verwinkelten Gassen des Örtchens einen mystischen Charme.

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Cabo da Roca: Nach einer etwa halbstündign Busreise von Sintra, erreicht man den westlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Es fühlt sich so an, wie die raue, ungezügelte und wilde Natur sich eben anfühlen soll. Der Wind peitscht Regentropfen ins Gesicht, der Atlantik donnert lautstark gegen die Felsen und der Nebel umschlingt den Leuchtturm. Kaum zu glauben, dass die Temperatur in der Hauptstadt um gute 15 Grad wärmer ist. Nichtsdestotrotz - oder gerade deswegen - ist Cabo da Roca ein Spektakel. (Evelyn Höllrigl, derStandard.at, 25.2.2014)

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