71 Prozent der Befragten halten die Aktionen gegen Elga für falsch.

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Wien - Die überwiegende Mehrheit der Österreicher steht der elektronischen Gesundheitsakte (Elga) positiv gegenüber, will sich nicht davon abmelden und lehnt auch die Proteste dagegen, vor allem vonseiten der Ärzte, ab. In einer von der Elga-GmbH in Auftrag gegebenen Oekonsult-Umfrage erklärten 88 Prozent, in dem System bleiben zu wollen.

Laut der Studie, für die mehr als 1000 Personen befragt wurden, sehen knapp 91 Prozent Elga als Fortschritt, neun Prozent hingegen orten eine Gefährdung. Die Ärzte-Proteste halten 71 Prozent zwar für falsch, eigennützige Motive sehen sie aber nicht: 79 Prozent meinen, die Mediziner würden aus Sorge um die Patientendaten und deren Sicherheit agieren. Gleichzeitig haben nur 22 Prozent der Befragten die Sorge, dass ihre Daten entwendet oder missbräuchlich verwendet werden könnten.

Geringer Wissensstand

Insgesamt ist das Wissen über Elga, die als Pilotprojekt in Wien und Oberösterreich schon im Herbst starten soll, nach wie vor gering: Rund 80 Prozent der von Oekonsult Befragten sehen sich außerstande, einem Außenstehenden zu erklären, worum es dabei geht. Und von jenen 20 Prozent, die glauben zu wissen, was Elga ist, mussten auf Nachfrage 45 Prozent Selbstüberschätzung eingestehen. Dementsprechend halten auch 95,3 Prozent eine weitere sachliche und objektive Information für dringend notwendig.

Die Geschäftsführerin der Elga-GmbH, Susanne Herbek, sieht sich durch die Umfrage in ihrer Arbeit bestätigt. Sie fand außerdem ungewohnt harsche Worte für die Kampagne der Ärztekammer: Diese würde das Patientenwohl für ihre Eigeninteressen "instrumentalisieren". Mit "nicht immer korrekten Informationen" sei den Menschen "ein Stück weit Angst gemacht" worden.

Anlass zum Jubel

Gleichzeitig gestand Herbek ein, dass die Kampagne "nicht wirkungslos" geblieben sei. So seien bei der Widerspruchsstelle beim Hauptverband seit Jahresanfang deutlich mehr Abmeldungswünsche eingetrudelt, als Herbek für diesen kurzen Zeitraum erwartet hat. Zu den bereits 8700 bearbeiteten Abmeldungen sind noch etwa 50.000 Anträge hinzugekommen, woraus sich eine Wartezeit von acht Wochen ergibt.

Als Anlass zum Jubel nahmen die Umfrage Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) sowie Hauptverbandschef Hansjörg Schelling, der meint: "Die medizinische Vernunft hat eindeutig die Oberhand über die hysterische Panikmache mancher Vertreter der Ärzteschaft und selbst ernannter Datenschützer behalten." Weiter skeptisch sind hingegen FP und Grüne. (APA, hei, DER STANDARD, 10.2.2014)