Die Internet-Anzeigenbörsen des deutschen Medienkonzerns Axel Springer könnten Finanzkreisen zufolge noch in diesem Jahr an die Börse gehen. Erste Gespräche mit Investmentbanken über ein Börsendebüt der Sparte Digital Classifieds liefen bereits, Mandate seien aber noch nicht vergeben, sagten zwei in die Gespräche involvierte Banker der Nachrichtenagentur Reuters.

Ernst werden könnte es mit den Börsenplänen im zweiten Halbjahr. Zu der vor zwei Jahren gegründeten Sparte gehören Online-Portale wie StepStone, Immonet und SeLoger. Die Sparte umfasst nur einen Teil des Online-Geschäfts von Springer.

Geteilt

Axel Springer hatte sich die Investitionen in Digital Classifieds mit dem US-Finanzinvestor General Atlantic geteilt. Er hält 30 Prozent an der Sparte und hat vom nächsten Jahr das Recht, über einen Börsengang auszusteigen. Sollten die Amerikaner noch 2014 aussteigen wollen, müsste Springer sein Einverständnis geben. Analysten halten es aber auch für möglich, dass Springer den Anteil einfach zurückkauft oder General Atlantic ihn an einen anderen Investor weiterreicht. Eine Springer-Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern. Auch General Atlantic lehnte eine Stellungnahme ab.

General Atlantic hatte vor zwei Jahren 237 Millionen Euro für die Beteiligung gezahlt. Die Bewertung des Geschäfts dürfte heute deutlich höher sein. Digital Classifieds erzielte in den ersten neun Monaten 2013 bei einem deutlichem Umsatzwachstum ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von rund 121 Millionen Euro, das waren fast 30 Prozent des operativen Gewinns auf Konzernebene.

Maßstab

Auf Basis eines Ebitda von 160 Millionen Euro im Gesamtjahr 2013 könnte die Sparte mit rund drei Milliarden Euro bewertet werden, wenn man die Maßstäbe anlegt wie beim konkurrierenden Internet-Portal Scout 24. Für die Telekom -Tochterfirma hatte der US-Finanzinvestor Hellmann & Friedman das 20-Fache des operativen Ergebnisses hingelegt. Springer war wegen der hohen Bewertung aus dem Rennen ausgestiegen. Sollte sich nur General Atlantic von seinem Anteil trennen, könnte der Börsengang knapp eine Milliarde Euro schwer werden.

Analyst Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe glaubt noch nicht an einen raschen Börsengang. Erst mal würden wohl weitere Übernahmen angepeilt. Zuletzt hatte es Spekulationen über den Kauf der konkurrierenden Immobilienbörse Immowelt gegeben, die deutschen Zeitungsverlegern gehört. Commerzbank-Analystin Sonia Rabussier sagte, sie wäre überrascht, sollte es noch in diesem Jahr zu einem Börsengang kommen. Dafür sei der Finanzbedarf nicht drängend genug. (APA, 7.2.2014)