Pissarros prachtvolle Ansicht des Boulevards von Montmartre, 2000 vom Israel Museum (Jerusalem) restituiert, war einem anonymen Bieter 23,65 Mio. Euro wert.

Foto: Sotheby's
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Sich über den Verkauf eines Segelschiffs und eines Obstbäumchens einen schnittigen Sportflitzer zu finanzieren, dieser kolportierte Traum eines 38-jährigen Familienvaters aus dem Bezirk Mistelbach scheint sich - zumindest in der Kategorie Neuwagen 250 PS plus - doch nicht zu erfüllen.

Dabei hatte die vom Gratisblatt Heute begleitete Geschichte so verheißungsvoll begonnen. Im Nachlass seines Vaters hatte der Weinviertler vor etwa einem halben Jahr eine Mappe mit sechs Werken von Egon Schiele entdeckt. Die Sensation war allerdings keine. Denn das in Fachkreisen bekannte Portfolio bestand zur Hälfte aus Fälschungen (siehe DER STANDARD, 21.1., Mit Schiele zum Sportflitzer).

Zwei der drei Aquarelle aus der frühen Schaffensperiode um 1907 gelangten also diese Woche (4. 2.) bei Bonhams in London zur Auktion. Der Andrang auf die mit je 30.000 bis 50.000 Pfund taxierten Blätter hielt sich in Grenzen. Garten mit Baum blieb unverkauft, das Segelschiff mit Spiegelungen fand zum unteren Schätzwert einen neuen Eigner: für umgerechnet 36.400 netto (rd. 45.000 brutto), wovon u. a. noch die Verkäufergebühr abgezogen wird.

Mehr Interesse generierte dagegen Alfons Waldes Almen im März (96.000- 150.000 Euro), die sich ein Brite Mitte der 1930er-Jahren als Kitzbühel-Souvenir geleistet hatte. Unter Beteiligung österreichischer Privatsammler und Kunsthändler fiel der Hammer erst bei brutto 336.000 Euro. Immerhin der zweithöchste Zuschlag der Sitzung, die Bonhams 1,55 Millionen Pfund eintrug.

Im Vergleich dazu schöpften Christie's und Sotheby's im Zuge der Abendauktionen aus dem Vollen: mit knapp 177 Millionen Pfund (212,73 Mio. Euro) für 65 Besitzerwechsel notierte Christie's (4. 2.) laut eigenen Angaben den höchsten jemals in der britischen Metropole für einen einzelnen Sale verzeichneten Umsatz; dicht gefolgt von Sotheby's (5. 2.) mit 163,46 Millionen (196,41 Mio. Euro) für 79 Verkäufe.

Den Titel höchster Zuschlag der Woche (siehe Tabelle) heimste Christie's bei 34,8 Millionen (41,83 Mio. Euro) für Juan Gris' kubistisches Stillleben von 1915 ein. An die zweite Stelle hievte ein anonymer Telefonbieter Camille Pissarros Le Boulevard Montmartre bei 19,68 Millionen (23,65 Mio. Euro). Neuer Künstlerrekord sowohl für den einen als auch für den anderen.

Deutlich größere Aufmerksamkeit genoss jedoch die Collection Krugier, die 2005 teilweise in der Albertina ein Gastspiel absolviert hatte: Im November 2013 gelangte via Christie's New York die erste Tranche auf den Markt (gesamt rd. 84 Mio. Euro). Dabei waren - der überzogenen Taxen wegen, wie man munkelt - jedoch 20 Prozent unverkauft geblieben.

Nun also kam Sotheby's zum Zug. Und die Strategie einer moderaten Schätzung machte sich bezahlt. Fazit: Ein "white glove sale", wie Auktionen genannt werden, bei denen alle angebotenen Objekte verkauft wurden, und dazu gelang mit fast 90 Millionen Euro den oberen Schätzwert auch noch zu verdoppeln. (Olga Kronsteiner, Album, DER STANDARD, 8./9.2.2014)