Das europäische Kernforschungszentrum CERN erwägt den Bau eines neuen gigantischen Teilchenbeschleunigers. Unter der Erde zwischen Frankreich und der Schweiz könnte künftig ein bis zu 100 Kilometer langer Ringtunnel gebaut werden, teilte die Forschungseinrichtung am Donnerstag in Genf mit.

Eine Machbarkeitsstudie soll kommende Woche lanciert werden: Rund 100 Wissenschafter aus aller Welt sollen dann in Genf zusammenkommen, um die Studie in Angriff zu nehmen. Der neue Teilchenbeschleuniger könnte künftig den bisherigen sogenannten LHC-Teilchenbeschleuniger des CERN ablösen. Dieser war ab den 80er-Jahren geplant worden und erst 25 Jahre später in Betrieb gegangen. In dem 27 Kilometer langen Ringtunnel mehr als hundert Meter unter der Erde lassen die CERN-Forscher Protonen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit aufeinanderprallen. Dort kann eine Kollisionsenergie von bis zu 14 Tera-Elektronenvolt (TeV) erreicht werden. Im künftigen Teilchenbeschleuniger soll die Energie bis zu 100 TeV betragen.

2015

Seit einigen Jahren wird auch erwogen, einen geraden Teilchenbeschleuniger zu bauen, der etwa 80 Kilometer lang wäre. Der LHC-Teilchenbeschleuniger steht derzeit still und soll 2015 wieder in Betrieb genommen werden. Er soll noch rund 20 Jahre lang laufen.

In dem LHC-Teilchenbeschleuniger war 2012 die vermutliche Existenz des als "Gottesteilchen" bezeichneten Higgs-Boson experimentell belegt worden. Mit dem sogenannten Higgs-Mechanismus wird im Standardmodell der Elementarteilchen-Physik erklärt, wie die Teilchen - also die Grundbausteine der Materie - ihre Masse erhalten. Im vergangenen Jahr wurden der Brite Peter Higgs und der Belgier François Englert für die Entwicklung der Theorie mit dem Physik-Nobelpreis geehrt.

"Wir wissen noch wenig über das Higgs-Boson", erklärte CERN-Forschungsdirektor Sergio Bertolucci. "Erst die nächsten Ergebnisse des LHC werden uns zeigen, welchen Forschungssträngen wir künftig folgen müssen und welche Art von Beschleuniger dazu am besten geeignet ist." (APA, 7.2. 2014)