"Piou Piou" (links) erschien bereits 2011, "Flappy Bird" (rechts) und "Flappy Octopus" (Mitte) folgten zwei Jahre später.

Foto: Hersteller

Der Markt für Videospiele ist gigantisch: 80 Milliarden US-Dollar sollen 2014 weltweit mit Games umgesetzt werden. Das stärkste Wachstum verzeichnen mobile Plattformen, über die bereits hundertausende Games für Smartphones und Tablets zu haben sind. Es ist ein Markt, der sich in den vergangenen Jahren durch für viele innovative Ideen, niedrige Preise, aber auch viele fragwürdige Geschäftspraktiken ausgezeichnet hat.

Aus Konsumentensicht fallen hier vor allem der teils leichtfertige Umgang mit Kundendaten und ungeliebte Finanzierungsmodelle ins Auge. Hersteller wiederum haben mit einer ganz anderen Problematik zu kämpfen: Nirgendwo anders verbreiten sich Klone von Werken so schnell wie in den App-Stores von Android und iOS. Tatsächlich hat sich das Klonen von Games zu einem lukrativen Markt entwickelt, auf dem ganz offen über Methoden und Wege gesprochen wird, wie man mit der Arbeit anderer zu schnellem Geld gelangt, berichtet die Branchenseite Kotaku.

Es geht um Geld

Unter einem Klon ist die direkte Kopie eines Videospiels zu verstehen. Es geht also nicht um Spiele, die Spielkonzepte mit anderen Werken teilen, sondern um solche Games, die sich lediglich äußerlich von dem Original unterscheiden. Die Unterscheidung reicht nur so weit, wie sie eben reichen muss, um in den App Stores zugelassen zu werden und - sofern ein Markenschutz vorliegt - Verstoß nicht sofort auffällt.

So ein Klon hat nur ein Ziel: Geld zu machen. Und darüber sprechen die Hersteller solcher Direktkopien ganz offen. In dem Blog "I want a clone" werden erfolgreiche Klone als Vorzeigewerke präsentiert. Spiele wie "Crash Pet Saga", "Fruit Slayer" oder "Angry Bunnies" unterscheiden sich nur oberflächlich von den Originalen "Candy Crush Saga", "Fruit Ninja" oder "Angry Birds" und kosten dadurch auch nur einen Bruchteil in der Entwicklung. Während Design und Programmierung von Mobile-Apps mehrere zehntausend Euro verschlingen können, werden "Clone-Jobs" mit ein paar hundert oder tausend Euro budgetiert.

So wird man reich

In dem Blogeintrag "How I Went From $1,000 to $200,000 With Apps" erklärt der 29-jährige Entwickler Carter Thomas, mit welchen Methoden man mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Geld machen kann. Die goldene Regel: "Versuche nicht, etwas von Grund auf zu bauen. Hier geht es nicht um Stolz oder darum, revolutionär zu sein. Hier geht es nicht darum, dass deine Idee toll ist. Hier geht es ums Geld verdienen", so Thomas. Dazu erwirbt man am besten ganz legal Source-Codes oder Lizenzen bestehender Apps über Portale wie Apptopia und macht sich an "Re-Skinning" der Grafiken - also den Austausch von Texturen und Designs.

Für Business-Neueinsteiger hat der Kloner auch ein paar ganz allgemeine Geschäftstipps parat. Spiele zahlen sich in der Regel mehr aus, als andere Apps, knallige Grafiken sind ein Schlüssel, um gefunden zu werden und wenn man die Anzeige des High-Score-Screens künstlich verzögert, hat man Zeit, um Werbung einzublenden und mehr Geld zu verdienen.

Lektüre

Der Programmierer Tim Buchalka hat sogar ein Buch über das Geschäft mit fremden Kreationen geschrieben. "How to start in the reskinning apps business" gibt auf 150 Seiten Tipps, wie man wenig investiert und viel herausbekommt und was man als Jungunternehmer berücksichtigen sollte.

So unverschämt das Klonen von Apps und Games für Außenstehende auch erscheinen mag, begehen die Kloner keine Straftaten. Mit ein Grund, weshalb Hersteller von iOS- und Android-Anwendungen sich vermehrt Markenrechte sichern. "Candy Crush Saga"-Schöpfer King beispiels ließ sich im Zusammenhang mit Games und Merchandising das Wort "Saga" schützen, was mitunter zu kontroversen Zusammenstößen mit anderen Spielherstellern führte.

Tatsächlich sorgte der Markenschutz aber auch dafür, dass dutzende direkte Klone des Spiels aus den Stores entfernt werden mussten. Unterdessen gerät ein anderes prominentes Spiel zunehmend in die Kritik, ein direkter Klon älterer Schöpfungen zu sein. Der Schöpfer des 2013 erschienenen "Flappy Bird" generiert mittlerweile 50.000 Dollar am Tag und hat sich dafür stark an dem 2011 erschienen Werk "Piou Piou" bedient und sich grafisch offensichtlich an "Super Mario" orientiert. Klone von "Flappy Bird" sind mittlerweile allerdings auch schon im Umlauf. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 7.2.2014)