"Next Car Game" konnte über Kickstarter nicht das Finanzierungsziel erreichen, über Early Access findet das Spiel ein Publikum.

Foto: Bugbear Entertainment

Videospiele sind wahnsinnig komplexe Konstrukte. Design, Story, Spielkonzept und Code müssen zu einem homogenen Produkt verwoben werden. Eine kostspielige Aufgabe, an der in der Vergangenheit selbst Branchenveteranen wie 3D Realms ("Duke Nukem Forever") gescheitert sind. Gleichzeitig benötigt die Entwicklung viel Zeit, was für Fans schon mal zur Geduldprobe werden kann.

Ein neues Vertriebsprogramm der PC-Spieleplattform Steam namens "Early Access" soll nun zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Hersteller können ihr Spiel noch in der Produktionsphase zum Verkauf anbieten und so die Entwicklung weiterfinanzieren. Spieler wiederum erhalten oft zum vergünstigten Preis Monate vor dem offiziellen Verkaufsstart Zugang zu einem Werk .

Großes Interesse

Ein Modell, das schon in seiner Anfangsphase auf beiden Seiten auf reges Interesse stößt. Davon zeugen einerseits die rasch länger werdende Liste an Early-Access-Games und andererseits die zunehmenden Meldungen über erfolgreich gestartete Projekte. Vier Wochen nach der frühzeitigen Veröffentlichung des Überlebensspiels "DayZ" beispielsweise warfen sich bereits eine Million Gamer in die Zombie-Apokalypse. Der Vorabvertrieb des zerstörungsliebenden Rennspiels "Next Car Game" brachte Schöpfer Bugbear innerhalb einer Woche eine Million Dollar ein. Und das noch unfertige Survival-Abenteuer "Rust" gehört in seiner Rohfassung zu den populärsten Spielen auf Steam.

Finanzierungsmodell

Vor allem kleinere Studios haben so neben längst etablierten Crowd-Funding-Portalen wie Kickstarter eine weitere Option, um ihre Projekte unabhängig von Investoren oder Herausgebern zu finanzieren. "DayZ"-Designer Dean Hall warnt allerdings auch vor potenziellen Problemen des Konzepts. Die unfertigen Spiele weisen noch massenhaft Mängel auf und könnten Kundenerwartungen enttäuschen. Er selbst rät daher dazu, auf die finale Version seines Werks zu warten und sich vorab ausführlich zu informieren.

Bei bereits mehr als 100 verfügbaren Early-Access-Titeln auf Steam ist aber trotz vorhersehbarer Enttäuschungen anzunehmen, dass das Modell in der Branche - und auch bei großen Herausgebern - Schule machen wird. Neugierigen Spielern sei Dank. Vielleicht werden ja auch das nächste "Battlefield" oder "Sim City" als Early-Access-Titel zu haben sein. So unfertig, wie die jüngsten Teile der Serien 2013 auf den Markt gekommen sind, wüsste man so zumindest, woran man ist. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 8.2.2014)

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